© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/06 10. Februar 2006

UMWELT
Zensierte Klimaforschung
Volker Kempf

Der führende Klimaforscher der US-Raumfahrtbehörde Nasa, James Hansen, beschuldigt die US-Regierung, ihn zu zensieren. Die Nasa-Presseabteilung der sei angewiesen worden, seine Redemanuskripte und Veröffentlichungen zu überprüfen, weil er immer wieder vor dem Klimawandel warne und Maßnahmen zum Klimaschutz einfordere, so Hansen. Schon 2002 und 2003 habe der Leiter der Umweltabteilung im Weißen Haus, Philipp Cooney, in Dutzenden von Fällen Studien verändert, die bereits abgenommen waren. Häufig seien es subtile Änderungen wie die Einsetzung des Wortes "starke" vor dem Wort "Zweifel" gewesen. Die Ergebnisse von Klimaforschungen sollten also mit einer Aura des Zweifels umgeben werden, obwohl die beteiligten Wissenschaftler sich ihrer Sache recht sicher waren. Letzten Sommer verließ Cooney das Weiße Haus und nahm einen Posten bei ExxonMobil an.

Hansen ist kein Einzelfall. Schon im April 2002 verlor der damalige Chef der Internationalen Expertengruppe für den Klimawandel (IPCC), Robert Watson, auf Druck der US-Regierung seinen Posten. Er wurde durch den als industriefreundlich geltenden Inder Rajendra Pachauri ersetzt. Watson vermutete, seine Positionen seien der US-Regierung zu radikal gewesen. Später sei aus dem Weißen Haus ein Fax aufgetaucht, in dem der Ölkonzern ExxonMobil die Abberufung von Watson als US-Repräsentant im IPCC vorschlug. Der Lobbyeinfluß der Energiewirtschaft auf die US-Regierung und deren Außenpolitik ist schon oft von Insidern wie Richard A. Clark als bedeutend ausgemacht worden und wird eben auch bei der Klimapolitik sichtbar, durch eine entsprechende Political Correctness bis in die Klimaforschung hinein.


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