© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/06 17. Februar 2006

In den Rachen des medialen Molochs: Neue Geldquelle für die GEZ
Grundlos, aber endlos zahlen 
Ronald Gläser

Wer unbedingt beim Fernsehen arbeiten will, muß über den eigenen Schatten springen und als Praktikant Kaffee kochen oder Kabel tragen. Immer sitzt im Hinterkopf die Hoffnung: Vielleicht werde ich irgendwann "entdeckt"! Ihren allerersten TV-Auftritt haben Nachwuchstalente auf der Mattscheibe dann nicht selten als Wetter-Ansager.

Die Moderatorin der ZDF-Sendung "Volle Kanne" Andrea Ballschuh war früher SAT.1-Wetterfee. Kürzlich hatte sie in ihrer Sendung einen anderen Ex-Wetterfrosch zu Gast: Karsten Schwanke vom ARD-Morgenmagazin. Der 37jährige moderiert seit letzter Woche das ZDF-Magazin "Abenteuer Wissen" und wird von seinem neuen Arbeitgeber hofiert, so gut es geht. Nach "Volle Kanne" folgte ein Auftritt bei Johannes B. Kerner - auf dem Sofa neben Roberto Blanco und Tim Mälzer.

Schwanke spricht wie im Höhenrausch über seine neue Aufgabe: "Wir sind mit dem ganzen Team nach Südafrika geflogen." Um den neuen Vorspann von "Abenteuer Wissen" zu drehen. Nach Südafrika - um Schwanke auf einem Staudamm mit einem Hubschrauber im Hintergrund zu filmen. "Die Bilder können wir im Sommer und im Winter benutzen", schwärmt er, so etwas sei mit Winterbildern aus Deutschland nicht möglich. So lautet die öffentlich-rechtliche Logik hinter dem Kurztrip ans Kap der Guten Hoffnung.

Derartige Geldverschwendung ist beim Privatfernsehen undenkbar. Selbst aufwendig produzierte, anspruchsvolle Magazinsendungen wie "Spiegel TV" würden niemals einen solchen Aufwand treiben und dabei entsprechende Kosten produzieren. Dreharbeiten für einen Vorspann auf einem anderen Kontinent - so etwas ist nur denkbar im Moloch von ARD, ZDF und Co. 6,8 Milliarden Euro entzog die GEZ 2004 der deutschen Volkswirtschaft - Tendenz steigend.

Doch weil auch das noch immer nicht reicht, haben sich die Gebühreneinzieher schon vor Jahren eine weitere Erhöhung ausgedacht. "Was ist eigentlich ein Rundfunkempfangsgerät?" lautet die Schlüsselfrage, die sich die Öffentlich-Rechtlichen jetzt neu beantworten: Der Computer! Und den haben immer mehr zu Hause oder im Büro.

Ob Mobiltelefon oder Rechner - GEZ fordert überall Gebühren

Privatpersonen sind davon genauso wie Unternehmen betroffen. Privatpersonen sind jedoch - wenn sie mit der GEZ nicht Katz und Maus spielen - meistens schon registriert und müssen ohnehin zahlen: für den Fernseher und das Radio zu Hause. Auf sie kommen daher keine Zusatzosten zu.

Ab 1. Januar müssen aber auch Unternehmen für internetfähige Rechner (also fast alle) zahlen. Theoretisch ließe sich ja über diese PCs fernsehen. "Das war mein Rechner", ist eine Lieblingsantwort, die die GEZ-Drückerkolon-nen zu hören bekommen, wenn sie einen Zahlungsunwilligen mit der Existenz eines Monitors in seiner Wohnung konfrontieren. Diese Ausrede wird jetzt auch von den wenigen GEZ-Verwei-gerern, die es auf diese Weise versucht haben, nicht mehr akzeptiert. Siemens, SAP und die Deutsche Bank wird es nicht weiter belasten, wenn sie für alle internetfähigen PCs in ihrem Unternehmen einen einzigen mit der GEZ abrechnen müssen. Nach jetzigem Stand sind das 17,03 Euro.

Aber auch Freiberufler wie Steuerberater oder Rechtsanwälte sind davon betroffen. Und das sind eben mal 800.000 Personen auf einen Schlag. Heißt: 13,6 Millionen pro Monat - 163 Millionen pro Jahr. Selbst wenn ein Unternehmer keinen internetfähigen Rechner besitzt, so hat er doch ein Handy. Auch im Mobiltelefon ist ein Chip. Immer mehr Geräte ermöglichen den Zugang zum Internet und damit zum Fernsehen.

Die GEZ macht sich den technischen Fortschritt der Mobilfunktech-nologie und der Internet-DSL-Übertragungen auf perfide Wiese zunutze. Telekom-Firmen arbeiten mit Hochdruck am IP-TV (Internet-Fernsehen). Die Deutsche Telekom etwa hat sich die Live-Übertragungsrechte an der Fußballbundesliga gekauft. Telefónica, die spanische Konkurrenz, wird demnächst das RTL-Signal ausstrahlen. Auch Handys sind technisch nicht mehr weit davon entfernt, TV-Bilder übertragen zu können. Viele können heute als Radioempfänger genutzt werden und sind deswegen gebührenpflichtig.

Es ist schwer einzusehen, daß die Bürger für ihre Geräte, die primär ganz anderen Zwecken dienen, Rundfunkgebühren zahlen müssen. Viel einfacher fiel da die Antwort von Karsten Schwanke nach dem Grund für Südafrika als Drehort für den "Abenteuer Wissen"-Vorspann aus: Er machte keinen Hehl, warum es ausgerechnet nach Süden ging: "Da ist es wärmer als hier."

Informationen im Internet: www.pc-gez.de

Foto: Abenteuer Gebührengelder: Mit dem Zweiten sieht man besser nicht hin - Karsten Schwanke in Aktion


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen