© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/06 24. Februar 2006

Meldungen

Mehnert: Moskau in Strassers Optik

BERLIN. In den sechziger Jahren war es nicht schwer, ein Medienprofessor zu werden, da es nur zwei öffentlich-rechtliche Sender gab. Klaus Mehnert schaffte es daher spielend, den verzwergten Westdeutschen "große Politik" zu erklären. Als "Mentor in Sachen Weltgeschehen", an dessen publizistische Anfänge zwischen 1931 und 1934 Michael Kohlstruck (Osteuropa, 12/05) erinnert, galt Mehnert seit 1958, als sein "Der Sowjetmensch" erschien. Mehnert stand bereits als junger Doktor und Sowjetexperte in der ersten Reihe der damals weltweit führenden deutschen "Rußlandkunde". Wie Kohlstruck belegt, rezipierte Mehnert das bolschewistische Experiment als jugendbewegter Sympathisant der "Schwarzen Front" Otto Strassers und als Verfechter der "Rapallo-Linie". Die außenpolitische Kooperation zwischen dem Reich und der Sowjetunion sollte zudem auf dem gemeinsamen Boden des "nationalen Sozialismus" beruhen. Die "nationale Erhebung" von 1933 erfüllte Mehnerts revolutionäre Hoffnungen aber nicht. Als "Salonbolschewist" geächtet, verließ er im Mai 1934 Berlin, um in Moskau als Auslandskorrespondent zu arbeiten.

 

Ausblicke auf heiße und kalte Energiekriege

BERLIN. Als George W. Bush ins Weiße Haus einzog, befanden sich die USA in einer Energiekrise. Um da herauszukommen, gab es zwei Optionen: die Reduzierung des Ölverbrauchs bei intensiver Förderung erneuerbarer Energien oder Fortsetzung der alten Energiepolitik mit wachsender Importabhängigkeit. Bekanntlich wählte Bush letztere Alternative, und zwar vor dem 11. September 2001. Politisch, so führt der Politologe Michael Klare (Amherst) aus (Internationale Politik, 2/06), mußte diese Entscheidung im Umfeld anti-amerikanischer Widerstände in den Schlüsselregionen und eines verschärften Wettbewerbs um die Energieressourcen zu dem radikalen Interventionismus führen, in dem Sicherheits- und Energiepolitik miteinander verschmelzen. Die US-Streitkräfte seien so zum "weltweiten Öl-Schutz-Service" geworden. Wird diese Politik nicht revidiert, steht die US-Weltmacht vor weiteren blutigen Ölkriegen. Mindestens einen "kalten Krieg" prophezeit Frank Umbach von der Deutschen Gesellschaft für auswärtige Politik im selben, der "Energie für das 21. Jahrhundert" gewidmeten IP-Heft. Europa werde durch Deutschlands "ideologisch verbohrte Haltung zum Kernenergieausstieg" bei gleichzeitiger Verengung der Energiepolitik auf russische Gasimporte getrieben. Denn Gasexporte seien Putins Vehikel für Rußlands "Wiederaufstieg zur Supermacht".

 

Grönlands Gletscher schmelzen schneller ab

PASADENA. Grönlands Gletscher fließen immer schneller und entlassen daher immer mehr Eis ins Meer. Das haben Erik Rignot vom California Institute of Technology in Pasadena und Pannir Kanagaratnam von der Universität von Kansas in Lawrence bei der Auswertung von Satellitendaten der vergangenen zehn Jahre herausgefunden (Science, Bd. 311). Allein seit dem Jahr 2000 hat sich die Menge des ins Meer geflossenen Eises bei vielen Gletschern verdoppelt. Die Forscher führen diese Beschleunigung auf die höhere Lufttemperatur zurück, die in den vergangenen zwanzig Jahren im Südosten Grönlands um etwa drei Grad Celsius angestiegen ist.

 

Erste Sätze

Ist es wirklich wahr, Sidhi, daß du ein Giaur bleiben willst, ein Ungläubiger, welcher verächtlicher ist als ein Hund, widerlicher als eine Ratte, die nur Verfaultes frißt?

Karl May: Durch Wüste und Harem (1892), Bamberg 1982


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