© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/06 24. Februar 2006

Leserbriefe

Zu: "Die betäubte Gesellschaft" von Thorsten Hinz, JF 8/06

Volksverhetzung in großem Stil

Bei den muslimischen Massendemonstrationen handelt es sich offensichtlich um Volksverhetzung in großem Stil. Die Massen, die hier aktiviert werden, können nur durch Demagogie zu pöbelhaftem Tun verleitet werden. Doch statt das Kind beim Namen zu nennen, wird der Westen zu selbstverleugnerischer Toleranz und zum Schuldeingeständnis gedrängt. Die Islamisten können bei uns in ein religiöses Vakuum stoßen, das den Eiferern keine eigene Substanz entgegensetzen kann. Unsere Leitkultur ist hohl geworden. Ist das der Anfang vom Untergang des Abendlandes? 

Wilhelm Stross, Bensheim-Auerbach

 

 

Zu: "Die fetten Jahre sind vorbei" von Dieter Stein, JF 8/06

Erstaunliche Reaktion im Westen

Die Reaktion des Westens auf die gewalttätigen Proteste in der islamischen Welt gegen die in einer Zeitung in Dänemark veröffentlichten Mohammed-Karikaturen sind äußert erstaunlich. Die Grünen fordern ein islamisches "Wort zum Freitag", überall wird zum gegenseitigen Respekt aufgerufen, aber nirgendwo mit Entschiedenheit die islamische Gewalt verurteilt, ohne sich im gleichen Moment selbst anzuklagen. Die taz veröffentlicht, scheinbar als "Ausgleich", in ihrer Ausgabe vom 11. Februar 2006 auf der Titelseite eine gotteslästerliche Darstellung von Jesus am Kreuz. Die Süddeutsche Zeitung wirft alle "Extremisten" in einen Topf und summiert unter dem Typus des "Fundamentalisten" sowohl die "evangelikalen Kreuzzugsprediger in den USA", die "militanten jüdischen Siedler" wie auch die "islamistischen Einheizer im Streit um die Karikaturen".

Dieser Vergleich geht fehl, denn es gibt im Christentum ein Tötungsverbot, und Jesus Christus lehrt die Feindesliebe. Aber die allseits eingeforderte Toleranz gebietet es wohl, stets alle Religionen gleichzustellen. Man gilt ja schließlich schon als christlicher Fundamentalist, wenn man Jesus Christus gemäß biblischem Glauben (Johannes 14,6) für den einzigen Weg zu Gott, dem Vater hält. 

Samuel Beckmann, Berlin

 

Unbeständige Wertegemeinschaft

Seit 2001 wird im Namen des Islam von Terroristen ein Krieg gegen die ohnehin nicht sehr beständige abendländische Wertegemeinschaft geführt und mit Unterdrückungsmärchen begründet. Da die Morde in New York, Washington, Madrid, London, Bali, Jerba und Israel nicht ausreichen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen, wird der Druck durch die Ausschreitungen auf den Westen erhöht. Im Gegensatz zu den Anschlägen, nach denen die Wachsamkeit und Verteidigungsbereitschaft der Demokratien eher wuchs, schwächen die Vorwürfe der Gotteslästerung, gepaart mit gewalttätigen Massenprotesten die Abwehrfront. Sieger dieser Auseinandersetzung werden wieder die Diktatoren sein, denen sich niemand von Beginn an und entschlossen entgegenstellt. Will die Demokratie bestehen, muß sie wehrhaft sein. Die Geschichte zeigt, wie hoch der Preis der Uneinigkeit, des Zögerns und Taktierens letztlich ist.

Daniel J. Hahn, Eichenau

 

 

Zur Meldung: "Luftwaffe tilgt Namen von Fliegerassen", JF 8/06

Unrecht vom Schreibtisch aus

Diese Nachricht hat mich sehr berührt, weil ich als schmerzendes Unrecht empfinde, was deutschen Soldaten der Luftwaffe angetan wird, wenn man vom weichen Schreibtisch aus ihre Namen aus der deutschen Geschichte auszumerzen sucht. Seit vielen Wochen schreibe ich ab, was junge Deutsche einst über ihr Erleben im Rußland-Feldzug geschrieben haben. Achtzig Seiten Text sind es schon, und die Masse des subjektiven Erlebens nähert sich in seiner Summe dem objektiven. Die Machtausübenden haben unsere Soldaten des Zweiten Weltkrieges geächtet, die Bundeswehr aus der deutschen Militärgeschichte gelöst, Erinnerung wurde verboten.

Wenn man dann liest, was unsere Soldaten damals dachten, was sie wußten, glaubten, wie sie handelten und wie sie - oft bereits mehrfach verwundet - immer wieder zu ihren Kameraden an die Front strebten und wie sie ihr Leben verloren, dann kann man diese Geschichtsentsorgung (Tilgung der Namen von Fliegerassen auf Straßenschildern) nur als Unrecht empfinden. 

Dieter Pfeiffer, Berlin

 

Militärische Tradition zerschlagen

Nun sind auch bei der Bundeswehr die Narren los. Doch das scheinbar närrische Treiben auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck ist nur Teil einer Strategie zur endgültigen Zerschlagung letzter traditioneller Bindungen. Wie der Vorfall zeigt, geht es längst nicht mehr um die Legion Condor oder das Dritte Reich, sondern um die militärische Tradition schlechthin. Folgerichtig werden nach Mölders auch die Geschwader Boelcke und Richthofen betroffen sein. Das Marschziel ist eindeutig: Die Umwandlung der Bundeswehr in eine weltweit operierende Interventionstruppe uniformierter, blind funktionierender Waffentechniker, farblos, nüchtern und losgelöst von verbindenden und verpflichtenden Vorbildern. Wie sagte doch der gute Papa Heuss zu den ersten Freiwilligen: "Na, dann siegt mal schön".

Gerd Kresse, Lagesbüttel

 

 

Zu: "Ein Sieg für die Pressefreiheit", JF 8/06

Fällt noch schwer zu glauben

Mit Erstaunen verfolge ich (Student, 21) von Costa Rica aus im Netz die Berichterstattung über die Ausladung und anschließende Wieder-Einladung der JUNGEN FREIHEIT von der Leipziger Buchmesse. - War ich nicht gewöhnt, stets in Internetzeitungen von "rechtsextremistischen Verdachtsmomenten", "Wolf im Schafspelz" oder der "Erwähnung im nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzbericht" zu lesen? All dies scheint einer gewissen Objektivität gewichen zu sein.

Sollte das längst überfällige Urteil des Bundesverfassungsgerichtes im Juni letzten Jahres etwa tatsächlich eine Wirkung gehabt haben? Es wäre zu begrüßen, fällt mir aber noch schwer zu glauben.

H. P., Berlin

 

 

Zu: "Ihr Heuchler!" von Dieter Stein, JF 7/06

Meinungsfreiheit durch Aufklärung

Als recht junger Leser Ihrer Zeitung (Schüler) möchte ich doch folgendes anmerken: In dem Schlußteil ihres Artikels scheinen Sie die "Verachtung" der nach Deutschland eingewanderten Moslems gegenüber ihrem "Gastland" als legitim darstellen zu wollen und kritisieren die säkulare Haltung der "aufgeklärten" Europäer. Das ist Hypokrisie!

Eine Zeitung wie die JUNGE FREIHEIT, welche immer wieder auf das fundamentale Recht der Meinungsfreiheit, dessen Ursprung in der Aufklärung liegt, pocht und gleichzeitig ihre Existenzgrundlage als "dekadent" bezeichnet! Gleich der islamischen Welt von heute war die christliche Welt des Mittelalters im irrationalen und dogmatischen Glauben verwurzelt. Wie jeder heute weiß, war die heilige Institution der Kirche größter Feind der Meinungsfreiheit und Toleranz. Es erscheint mir demnach nicht nachvollziehbar, wenn Sie die Vorteile der Zivilisierung des Christentums durch die Aufklärung zu leugnen versuchen. Aufgrund der kürzlichen Ereignisse in der islamischen Welt kann man sich nur wünschen, daß auch diese eine Aufklärung erlebt. Sonst sind auch den amerikanischen Versuchen zur Demokratisierung des nahen und mittleren Ostens keine Erfolgschancen einzuräumen.

Michael Holzwarth, Fulda

 

 

Zu: "Öffentlicher Eigenstreik" von Bernd-Thomas Ramb, JF 7/06

Brüningsche Notverordnung nötig

Wieder einmal trifft Bernd-Thomas Ramb den Nagel auf den Kopf : Es geht vor allem um die Höhe der Löhne, deren moderate Senkung allein die Arbeitsplätze im Öffentlichen Dienst auch bei den Nichtbeamten sicherer macht und nicht an billigere und ausländische Hilfskräfte verschiebt ("outsourced"). Hier liegen die Aufgaben der Gewerkschaften. Die Beamten haben das schon einsehen müssen. Lohnforderungen führen nur zur Einsparung von Arbeitsplätzen oder deren Export in Billiglohnländer.

Eigentlich ist eine Brüningsche Notverordnung notwendig, aber die ist nur einsehbar, wenn die Politik vorweggeht, mit der Kürzung des Parlaments auf 400

MdBs, Altersrente für diese erst ab 67 ohne Abzüge (!), Senkung der Diäten und eine radikale, kostensenkende Länderreform. - Der oft gescholtene Reichspräsident Paul von Hindenburg hat 1930 seine Bezüge wie die der Beamten gekürzt. Fast hätte es Brüning geschafft, Hitler erntete seine Vorarbeit. 

Georg K. Schmelzle, Norden/Ostfriesland

 

Öffentlicher Dienst unverschämt

Das ist doch eine Unverschämtheit. Ausgerechnet der Öffentliche Dienst, der mit seiner leistungsfeindlichen Arbeitsplatzgarantie es möglich macht, daß die Bürokratie ständig erweitert wird, streikt wegen der Einführung der 40-Stunden-Woche, während diese Regelung in der Wirtschaft, die ja fast ausschließlich diesen unwirtschaftlichen Apparat finanziert, bereits eingeführt ist.

Dabei wäre dies nur ein kleiner Sparbeitrag, viel wichtiger ist es, den öffentlichen Personalaufwand drastisch zu reduzieren. Viele Verwaltungsstellen sind erheblich überbesetzt und behindern nur die wirtschaftliche Entwicklung. Hier könnten Milliardenbeträge eingespart werden. Dazu kommt auf den Staat in der öffentlichen Altersversorgung eine Lawine zu, deren Finanzierung, wie heute schon erkennbar, niemals möglich sein wird.

Begünstigt wird dieser gesellschaftliche Zustand durch den Umstand, daß ca. 56 Prozent der Abgeordneten im Bundestag Vertreter des Öffentlichen Dienstes sind, obwohl sie nur ca. 12 Prozent der Beschäftigten insgesamt ausmachen.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: "Total, aber nicht totalitär", Gespräch mit Tilman Nagel, JF 7/06

Pflichtlektüre für alle Politiker

Das Interview sollte Pflichtlektüre für alle Politiker werden! Besser als mit dem Satz: "Es ist unerläßlich, daß das Herz des Einwanderers schließlich auch für Deutschland schlägt" kann man den gordischen Knoten der verkrampften Diskussion um Leitkultur und Werte nicht auflösen. Aber wie soll das geschehen, wenn schon die politische Klasse beim Gedanken an Deutschland Herzflackern bekommt? Und so zeigt denn auch das Erscheinen dieses Interviews in der JF, wie wichtig die Pressefreiheit ist.

Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Kuhlmann, z.Zt. San Francisco

 

Fundamentalismus diskreditiert

Tilmann Nagel geht in dem Interview auf den problematischen Begriff des "Fundamentalismus" in bezug auf den Islam ein. Hier wäre zu ergänzen: In der letzten Zeit wurden mehrfach gläubige Christen als "Fundamentalisten" beschimpft, um sie zu diskreditieren. Dies gleicht schon fast einem Aufruf zur Christenverfolgung. "Fundamentalistisch" bedeutet im Ursprungssinn lediglich, daß jemand auf einem Fundament steht. Auch mein Fundament sind die Bibel und Jesus Christus, und ich bemühe mich, nach diesen Vorgaben zu leben. Ich kann nur hoffen, daß Sie in einem "fundamentalistischen" Haus wohnen, sonst bricht es nämlich zusammen. 

Dr. Friedrich Walter, Wankendorf

 

 

Zu: "Ich bin ein Neoliberaler" von Ronald Gläser, JF 7/06

Mut zu ungeliebten Wahrheiten

Oswald Metzger ist für mich einer der ganz seltenen Politiker, die in Fragen der Steuer- und Sozialpolitik einen realistischen Blick auf die wirksamen Funktionsmechanismen der Systeme haben. Er hat den Mut, vor wie nach Wahlen ungeliebte Wahrheiten auszusprechen, unmißverständlich und klar in der Rede. Was für eine Ausnahme inmitten der tonangebenden Weichzeichner und Sozialromantiker à la Seehofer. Beispiel Krankenversicherung: Nur die sogenannte Kopfpauschale wäre in der Lage, den massenhaften Mißbrauch durch Scheinarbeitsverträge mit einem Mal zu beenden. Was ist denn sozial daran, wenn die Unternehmergattin und andere auf solche Weise für 70 Euro krankenversichert sind und andere um so mehr zahlen? Die Vorschläge von Metzger sind sozial, sie kratzen an dem längst vorherrschenden Prinzip, das den Ehrlichen zum Dummen macht. Aber erst einmal fährt die Karre weiter in den Dreck, da sich die maßgeblichen Politiker weigern, die wirkliche Lage unseres Staatswesens in materieller und geistiger Hinsicht zur Kenntnis zu nehmen. 

Ludwig Goergens, Berlin

 

 

Zur Meldung: "Kirche distanziert sich von Pröpstin Begrich", JF 7/06

Distanzierung von "Evangelikalen"

Evangelische Landeskirchen distanzieren sich von pro-sozialistischen Äußerungen einer Geistlichen bei der "Partei des Demokratischen Sozialismus"? Distanziert man sich auch vom Papst, der in seinem neuesten Buch die Nähe von demokratischem Sozialismus und katholischer Soziallehre betont, und der dort erwähnt, daß etwa die britischen Katholiken weitestgehend Labour wählten, als diese Partei wirtschaftspolitisch links von der PDS stand? Wann stoppen die beiden Großkirchen Deutschlands die Distanzierung von den wenigen unter uns "Evangelikalen", die für den liberaldemokratisch-kapitalistischen Minimalstaat als sozialen und gottgewollten eintreten? 

Ulrich Motte, München

 

 

Zu: "Rückkehr zum Patriotismus", Gespräch mit Dieter Haack, JF 6/06

Nationale Wiederversöhnung

Der JF-Interviewpartner Dr. Dieter Haack (SPD) war für mich auch aufgrund seiner früheren deutschlandpolitischen Debattenbeiträge immer ein Hoffnungsträger für die Wiederversöhnung von nationalem und demokratischem Gedankengut. Vielleicht kann der neue SPD-Vorsitzende Platzeck, der immerhin die preußischen Tugenden lobte, jetzt so manche Fehlentwicklung in der SPD unter dem Sozialpopulisten Lafontaine und dem Wirtschaftsnationalisten Schröder korrigieren.

Wenigstens sollte die Ausgrenzung ausgerechnet derer, die sich mehrheitlich am stärksten für die Bewahrung der Grundlagen des freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates engagieren, einer sachlichen Auseinandersetzung weichen. Aber auch bei den Studentenverbindungen könnte ein Nachdenken über einen erneuerten Grundkonsens im Sinne Haacks nicht schaden. Deren Mitglieder spiegeln nach meiner Beobachtung entgegen landläufiger Meinung schon lange das ganze gesellschaftliche Spektrum wider.

Claus-Georg Pleyer, Nürnberg

 

 

Zu: "Hände an der Hosennaht" von Doris Neujahr, JF 6/06

Ideologische Vermessenheit

Einem zivilisierten Menschen Vorschriften machen zu wollen, wie er gefälligst zu gedenken habe, und welche Gedanken er dabei denken dürfe, ist ideologische Vermessenheit, die mit dem verflossenen Jahrtausend untergegangen sein möge! Gerade die Polen, die uns Deutsche aus der angestammten Heimat mit unvorstellbaren Gewaltverbrechen vertrieben haben und uns Juden noch nach 1945 ermordeten, sollten sich eines Besseren belehren lassen.

Klaus Hennig, Hamburg

 

 

Zu: "Das Erst-mal-Prinzip" von Ellen Kositza, JF 5/06

Abrundtiefe staatliche Heuchelei

Pillenknick und Emanzipation, Berufstätigkeit und kinderfeindliche Umwelt - sicher genug Gründe für die Geburtenarmut der Deutschen. Aber der Staat, der lauthals die Kinderlosigkeit beklagt und ihr durch "Familienförderungsmaßnahmen" begegnen will, tut selbst nicht wenig, um zum Geburtenrückgang beizutragen. Ist es nicht abgrundtiefe Heuchelei, wenn medienwirksam Familienförderung verkündet wird, der Staat aber tatsächlich mit hohem finanziellem Aufwand die Kinderlosigkeit subventioniert, indem 90 Prozent aller Abtreibungen - um das häßliche Wort Kindermord zu vermeiden! - auf Staatskosten durchgeführt werden? So wird die Solidargemeinschaft obendrein noch gezwungen, für die Zerstörung ihrer eigenen Zukunftssicherung aufzukommen. Das kann doch nur schizophrenem Denken entspringen!

Ilse Conrad-Kowalski, Lübeck

 

 

Zu: "Integration mit Hindernissen" von Martin Gerhard, JF 2/06

Niemand will Deutscher sein

Wir sind als Spätaussiedler nach Deutschland gekommen, um hier zu leben. Aber was sehen wir? Niemand will Deutscher sein, alle sprechen von europäischer Integration oder Multikulti. Doch der Multikulturalismus ist eine Sackgasse, er ist noch schlimmer als das Projekt des Sowjetmenschen. Die in dem Artikel beschriebenen Probleme sind teilweise auch der Ideologie in den Schulen zuzuschreiben. Unsere Jugendlichen verstehen nur klare Worte, nicht diese totale Liberalität, die ihnen keine Orientierung bietet.

Viktor Kasper, Hannover


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