© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/06 24. Februar 2006

Prime Time, RTL:
Die Motive des Grenzgängers
Christoph Martinkat

Peter Scholl-Latour hält sich zumeist in Kulturkreisen auf, die kaum Nahtstellen zum christlichen Abendland aufweisen. Dabei ist der Journalist und Buchautor selbst Abendländer reinsten Wassers: einer, der mit seinen An- und Einsichten aufklären, mahnen und Widerspruch erregen will. Jene, die Scholl-Latours kulturkritischen Blick teilen, rühmen seine Integrität, während diejenigen, die seine Sicht der Dinge für fragwürdig halten, ihn als Profilneurotiker sehen. Grund also genug, den streitbaren Mann und ausgewiesenen Nahostexperten in ein philosophisches Zwiegespräch zu verwickeln. Was wir auch immer in der "Prime Time - Spätausgabe" über Peter Scholl-Latour erfahren mögen, es wird mehr sein, als die diversen Polit-Talk-Formate mit ihrem vorgestanzten Frage-Anwort-Spiel jemals leisten können.

"Kenntnis des Orts ist die Seele des Dienstes"

Dafür allein bürgt bereits die Anwesenheit des Prime-Time-Machers und Medienphiloso-phen Alexander Kluge, der schon vorab eine Ahnung von den wahren Motiven des Grenzgängers Scholl-Latour zu haben scheint. So zumindest läßt es der Titel der aktuellen Ausgabe vermuten, der den preußischen Reformer Freiherr von Stein mit den Worten zitiert: "Kenntnis des Orts ist die Seele des Dienstes" (Prime-Time, 27. Februar, 1.15 Uhr, RTL). Peter Scholl-Latour verfügt über die entsprechende historisch-kulturelle Ortskenntnis, im Nahen und Mittleren Osten ebenso wie beim politischen Antipoden USA, mit dem Alten Europa im Schlepptau. Bleibt also nur die Frage nach dem Dienstherren? Wir werden sehen - wenn wir um diese Zeit noch wach sind.


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