© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/06 03. März 2006

Meldungen

Altkanzler Kohl wirbt offen für Linksbündnis

ROM/BERLIN. Altkanzler Helmut Kohl hat sich in den italienischen Wahlkampf eingemischt. "Ich möchte, daß mein Aufenthalt hier als Unterstützung für Prodi verstanden wird, der ein großer Europäer ist", erklärte der Ex-CDU-Chef letzten Montag bei einem Rom-Besuch. Der Ex-EU-Kommissionschef und Führer des Linksbündnisses L'Unione sei ein "Beispiel für einen kosmopolitischen Italiener, der mit den Wurzeln seines Landes verbunden ist, aber fähig ist, über die Grenzen zu schauen". Romano Prodi sei seit langem ein Freund, so Kohl. Obwohl er auch mit Vertretern des Bündnisses Casa delle Libertà von Premier Silvio Berlusconi zusammentraf, kritisierte er dessen Politik: "Bis vor einigen Jahren wechselten die Regierungen in Italien zwar häufig, aber wir wußten zumindest immer, daß - egal wer in Rom an der Macht war - Italien fest an der Seite Europas stand. Nicht nur mit Worten, sondern mit Tatsachen. Heute fehlt diese Stimme aus Italien", so Kohl. Die CDU ist mit Berlusconis Forza Italia und der UDC von Kulturminister Rocco Buttiglione in der Europäischen Volkspartei vereint.

 

EU-Abgeordneter von Demo ausgeschlossen

PARIS. Zehntausende Menschen haben letzten Sonntag in Paris an einer Kundgebung anläßlich der Ermordung des 23jährigen französischen Juden Ilan Halimi durch eine afrikanische Erpresserbande teilgenommen. Unter der Losung "Frankreich gegen Rassismus und Antisemitismus" demonstrierten Prominente wie Innenminister Nicolas Sarkozy, Parlamentspräsident Jean-Louis Debré, der sozialistische Ex-Premier Lionel Jospin und Großrabbiner Joseph Sitruk. Streit gab es um die Teilnahme rechter Parteien. Laut Polizeiangaben nahm aber kein Front National-Vertreter teil. Der EU-Abgeordnete Philippe de Villiers wurde durch private Sicherheitsleute der Veranstalter an einer Teilnahme gehindert. Der Rechtsnationale hatte erklärt, gegen alle Formen des antifranzösischen Rassismus demonstrieren zu wollen.

 

BBC: Irving zweifelt weiter am Holocaust

WIEN/LONDON. Der britische Historiker David Irving hat erneut Zweifel am Holocaust geäußert. In einem Interview sagte Irving, es habe im Zweiten Weltkrieg Fälle gegeben, daß Juden vergast worden seien. Aber "angesichts der unbarmherzigen Effizienz der Deutschen, wenn es ein Vernichtungsprogramm zur Ermordung aller Juden gegeben hat, wie kommt es, daß so viele überlebt haben?", erklärte der 67jährige der BBC aus seiner Gefängniszelle in Wien. Irving war 2005 in Österreich verhaftet worden und am 20. Februar wegen NS-Wiederbetätigung zu drei Jahren Haft verurteilt worden (JF 9/06). Am 22. Februar hatte er im britischen Sender Sky Television erklärt: "Ich stamme aus einem freien Land und werde mir von niemandem den Mund verbieten lassen." Die Beleidigung von Holocaust-Überlebenden bedauere er nicht: "Meinungsfreiheit bedeutet auch die Freiheit Dinge zu sagen, die andere Menschen nicht hören wollen. Und wenn sie das beleidigt, dann ist das eher ihr Problem und weniger mein Problem", so Irving.

 

Finanzhilfe für Hamas-Regierung beibehalten

JERUSALEM. Der Palästina-Beauftragte des sogenannten Nahost-Quartetts, Ex-Weltbankchef James Wolfensohn, hat langfristige internationale Finanzhilfen für die künftige palästinensische Regierung unter Hamas-Führung gefordert. Sonst drohe Gewalt und Chaos in den Palästinenser-Gebieten. "Ohne eine Lösung kann die Verwaltung innerhalb von zwei Wochen zusammenbrechen", schrieb Wolfensohn an die Quartett-Mitglieder USA, Rußland, Uno und EU. Israel, die USA und die EU stufen die arabisch-islamistische Hamas allerdings als Terrororganisation ein.


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