© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/06 03. März 2006

UMWELT
Appell für die Schweinefreiheit
Volker Kempf

Vor lauter Vogelgrippe könnte man vergessen, daß es noch andere Nutztiere gibt als Hühner, Enten und Gänse, gäbe es nicht Thomas Dürr von den Sprechgesang-Reimern "Die Fantastischen Vier". Der Stuttgarter machte am 21. Februar 2006 auf die Zustände in der Schweinemastanlage Krämer in Siegen öffentlich aufmerksam, nachdem ihm die Tierrechtsorganisation Peta umfangreiches Material zur Verfügung stellte. "Seit ich die schlimmen Bilder von den mißhandelten Siegener Schweinen gesehen habe, quält mich die Frage: Gibt das Tierschutzgesetz hier in Deutschland wirklich nicht mehr her (obwohl es doch das beste in Europa sein soll) oder ist es einfach ‚nur‚ so, daß die ermittelnden Behörden den Fall nach dem Motto ‚es sind ja nur Schweine‚ verfolgen?"

Tiere würden in ihren eigenen Exkrementen liegen, bekämen kein Trinkwasser, hätten schwere Verletzungen und würden teilweise nicht tierärztlich versorgt. Es sei Strafanzeige gestellt worden, doch der Siegener Schweinemäster könne weitermachen. Die zuständigen NRW-Behörden lassen sich Zeit. Arme Schweine, könnte man da sagen. Also schreibt Thomas Dürr in seinem engagierten Brief an Verbraucherschutzminister Eckhard Uhlenberg (CDU) sowie an den leitenden Oberstaatsanwalt Joachim Ebsen in Siegen: "Ich möchte Sie sehr herzlich bitten, sich der Angelegenheit anzunehmen und den betroffenen Schweinen zu helfen. Zeigen Sie der Öffentlichkeit, daß die Behörden in NRW den Tierschutz ernst nehmen." Ein Armutszeugnis für die politische Kultur in NRW, daß man hier überhaupt nachhaken, bitten und betteln muß.

Nicht nur wie bekannt für die Presse-, sondern auch für die Schweinefreiheit muß man in NRW noch kämpfen.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen