© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/06 03. März 2006

Meldungen

"Jugendlichkeitswahn" ist "reiner Irrsinn"

TÜBINGEN. Der Tübinger Wirtschaftswissenschaftler Joachim Starbatty hat vor den steigenden demographischen Lasten gewarnt. "Die Verschuldung, die sich aufgrund unserer Alterssicherungssysteme ergibt - also die Finanzierung der Renten und Pensionen - beträgt unter der Voraussetzung, daß sich die Gesetze nicht ändern, 270 Prozent des Bruttoinlandsprodukts" (BIP), warnte der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft im Magazin Der Selbständige. "Das ist eine unglaubliche Belastung für die Jugend." Deshalb müsse die Lebensarbeitszeit verlängert werden. Der "Jugendlichkeitswahn" in manchen Unternehmen sei "reiner Irrsinn". Diejenigen, die einen Arbeitsplatz haben und die Abläufe kennen, sollten länger arbeiten. Das sei sinnvoller, als "einen Personenkreis ins Land zu lassen, von dem wir nicht wissen, ob er in den Arbeitsmarkt oder in die Sozialsysteme einwandert", meinte Starbatty. Die derzeitige nominale Überschuldung in Deutschland liegt bei etwa 1,5 Billionen Euro (67 Prozent des BIP).

 

US-Initiative für neue Atomkrafttechnologie

WASHINGTON. US-Präsident George W. Bush hat neben der Förderung von regenerativen Energien einen massiven Ausbau der Kernenergie angekündigt. Zu den derzeit 103 AKWs, die 20 Prozent des US-Strombedarfs decken, sollen bis 2050 über 200 Reaktoren dazukommen. Als Investitionsanreiz wurde schon 2005 das US-Energiegesetz entschärft. AKW-Betreiber erhalten nun leichter Baugenehmigungen und Schutz vor Haftpflichtklagen. International soll die Nutzung der Atomenergie aber strengeren Regeln unterliegen. Die US-Initiative "Global Nuclear Energy Partnership" (Gnep) will die Atomtechnologieanbieter auf Staaten wie die USA, Frankreich, Großbritannien, Rußland, Indien und Japan einschränken. Andere Staaten müßten hingegen auf militärisch nutzbare Technologien wie die Uran-Anreicherung oder die Wiederaufarbeitung verzichten. Ihnen soll in etwa zehn Jahren ein neuartiger Reaktortyp angeboten werden, bei dem kein separiertes waffentaugliches Plutonium anfalle. Bush hat für die Gnep-Initiative im kommenden Haushaltsjahr 250 Millionen Dollar beim US-Kongreß beantragt.

 

Gefährliche Partikel trüben Biotreibstoff

WIEN. Auch Biotreibstoffe haben Nebenwirkungen. "Erneuerbare Energieträger sind nur ein Vorteil für die CO2-Bilanz, aber kein Gewinn für unsere Umwelt", warnte letzte Woche Gerhard Fleischhacker vom Ingenieurbüro CEF-Austria. Bei jeder Verbrennung, auch von Biotreibstoff, entstünden Abgase mit Feinstpartikeln und anderen Schadstoffen. Die gesundheitsgefährlichsten Feinstpartikel unter zwei Mikrometern (PM2) würden von derzeitigen Filteranlagen nicht zurückgehalten. Das gelte auch für den modernen Diesel-Partikelfilter (DPF). "Konkret heißt dies, daß der Ersatz von Öl durch erneuerbare Energie und die derzeitige Filtertechnik und im besonderen der Partikelfilter ein untaugliches Mittel sind, uns vor dem nachweislich festgestellten Gesundheitsrisiko Feinststaub zu schützen", erklärte der österreichische Umweltexperte. Notwendig seien daher neue Meß- und Filtertechnologien.

 

ZAHL DER WOCHE

Auf 26.425 Euro brutto sind 2005 die Jahresdurchschnittsverdienste aller Arbeitnehmer in Deutschland gestiegen. Das waren 2.202 Euro monatlich und 0,4 Prozent mehr als 2004. Ohne die neuen "Ein-Euro-Jobs" hätte sich ein Zuwachs um 0,8 Prozent ergeben. (Quelle: Statistisches Bundesamt)


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