© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/06 03. März 2006

Unteilbar
Presse- und Meinungsfreiheit: Liberale haben versagt
(JF)

Ein überraschendes Nachspiel hat die Ausladung und Wiederzulassung der JUNGEN FREIHEIT zur Leipziger Buchmesse gefunden. Mit Blick auf den Appell für die Pressefreiheit, den von prominenter Seite mehrheitlich vor allem Konservative unterstützt hatten, schrieb Harald Martenstein jetzt im linksliberalen Berliner Tagesspiegel: "Die Liberalen hatten versagt, bei einem Thema, das ihnen am Herzen liegen müßte, der Meinungsfreiheit. Das politische Lagerdenken war ihnen wichtiger als die Freiheit."

Bekenntnisse zur Meinungsfreiheit seien nur dann etwas wert, so Martenstein, "wenn sie auch für diejenigen gelten, für die wir keine Sympathie aufbringen, für Fundamentalisten, für Rechte, für Sektierer, solange sie nicht mit Gewalt drohen". Weiter schreibt der Autor, der auch als Kolumnist für die Zeit arbeitet: "Nicht alles muß überall gedruckt werden, aber fast alles muß druckbar sein. Erst wenn die Linken einmal geschlossen für die Rechten aufstehen, oder umgekehrt, sind Thomas Paine (ein Gründervater der USA, Anm. d. Red.) und Voltaire wirklich verstanden worden."

So langsam scheint sich doch die Erkenntnis durchzusetzen, daß Presse- und Meinungsfreiheit unteilbar sind.


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