© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/06 10. März 2006

Meldungen

Buttiglione: Christen werden diskriminiert

DÜSSELDORF. Der italienische Kulturminister Rocco Buttiglione sieht die Christen in Europa zunehmend diskriminiert. "Christenphobie ist die einzige Form von Haß, die in Europa akzeptiert wird", beklagte der Christdemokrat kürzlich bei einem Vortrag zum Thema "Glauben in der konkreten Bewährung - Grenzerfahrungen eines Politikers" in Düsseldorf. Er selbst sei im EU-Parlament aufgrund seines Christseins diskriminiert worden, vielen Politikern in der EU-Kommission ergehe es ähnlich, so Buttiglione. Er forderte von der EU eine klare Stellungnahme zu den Christenverfolgungen im Norden Nigerias. Es sei eine Schande, "daß darüber nie ein klares Wort verloren wurde". Der vom EU-Parlament 2004 als EU-Kommissar abgelehnte Buttiglione mahnte Europa, seine christlichen Wurzeln nicht zu vergessen (JF 49/05). Die derzeitige Auseinandersetzung mit dem Islam dränge die Frage nach der Identität des Kontinents auf.

 

Iran erhöht Druck auf religiöse Minderheiten

TEHERAN. Die Situation religiöser Minderheiten in der Islamischen Republik Iran habe sich seit dem Amtsantritt von Präsident Mahmud Ahmadinedschad im August erheblich verschlechtert. Zur Hetze gegen Christen und Anhänger des Bahaismus kämen Schikanen, Verhaftungen und gewalttätige Übergriffe, berichtete kürzlich die US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit (CIRF) in Washington. Laut Aussagen von CIRF-Chef Michael Cromartie ähneln die derzeitigen Übergriffe jenen in der ersten Zeit nach der Islamischen Revolution von 1979. 2005 habe es mehrfach Razzien bei Gottesdiensten gegeben. Ein evangelikaler Pastor sei nach seinem juristischen Freispruch wegen angeblichen Abfalls vom Islam im Gefängnis festgehalten worden. Etwa 98 Prozent der 68 Millionen Einwohner Irans sind Muslime. Die Zahl der Christen wird von der Weltweiten Evangelischen Allianz auf knapp 300.000 geschätzt. Die meisten davon sind armenisch-apostolische und assyrische Christen.

 

Konflikte zwischen Muslimen und Christen

KAIRO. Im Februar ist es in Ägypten zu mehreren blutigen Zusammenstößen zwischen Muslimen und Christen gekommen. In El Ajat, einem Vorort von Kairo, entzündete sich der Streit am Bau eines christlichen Gemeindezentrums. Moslems beschuldigten die koptischen Christen, darin ohne staatliche Genehmigung eine Kirche betreiben zu wollen. Im südägyptischen Dorf Bani Masar kam es zu Gewalt, nachdem Christen von Moslems vorgeworfen worden war, Koran-Exemplare verbrannt zu haben. In den vergangenen Monaten häuften sich gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Moslems und koptischen Christen, die etwa zehn Prozent der Bevölkerung Ägyptens stellen. Bei den Wahlen im November 2005 waren die Kandidaten der islamistischen Muslim-Brüder, die unter der Losung "Der Islam ist die Lösung" angetreten waren, stärkste Oppositionskraft geworden (JF 48/05).

 

Gegen Verleumdungen und Fehlinformationen

ROM. Der italienische Publizist Vittorio Messori hat vorgeschlagen, analog zur jüdischen Anti-Defamation League (ADL) in den USA eine ähnliche Institution für katholische Belange zu gründen. Messori beklagte in der spanischen Zeitung La Razón, daß tagtäglich in vielen Medien "Verleumdungen und Fehlinformationen" über die Katholische Kirche erscheinen. Angesichts der Geschichtsvergessenheit eines Großteils der Katholiken mache sich niemand die Mühe, diesen Erscheinungen entgegenzutreten und für "Aufklärung" zu sorgen. Daher sei eine kleine, effektive und wohlinformierte Struktur notwendig, die auf Fehlinformationen kompetent antwortet.

 

Antichristliche Gewalt im Norden Nigerias

ABUJA. Bei antichristlichen Ausschreitungen in den nördlichen Bundesstaaten Nigeria sind im Februar Dutzende Christen ums Leben gekommen und zahlreiche verletzt worden. Anlaß für die Gewaltausbrüche waren Protestaktionen gegen die in europäischen Zeitungen veröffentlichten Mohammed-Karikaturen. In der zentralnigerianischen Stadt Abuja wurden dabei neun Kirchen niedergebrannt sowie Häuser, Läden und Autos angezündet. Etwa 3.000 Menschen mußten in einer Kaserne Schutz suchen. Im Bundesstaat Kano wurde das Haus des katholischen Bischofs von Maiduguri niedergebrannt. Ein Priester der Diözese starb in den Flammen, als islamistische Fanatiker auch sein Haus in Brand gesteckt hatten. In zwölf nördlichen nigerianischen Bundesstaaten gilt seit dem Jahr 2000 das strenge islamische Rechtssystem, die Scharia.

 

Vietnam: Mißhandlung von inhaftiertem Vikar

HANOI. Der Mennoniten-Vikar Pham Ngoc Thach ist seit 3. März nach zweijähriger Haft wegen "Widerstands gegen die Staatsgewalt" wieder frei. Der 35jährige war 2004 verhaftet worden, weil er sich gegen die Mißhandlung eines Mennoniten durch die Polizei eingesetzt und auf der Polizeiwache nach dem Schicksal des Mißhandelten gefragt hatte. Laut der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) wurde Thach im Gefängnis gefoltert und mißhandelt. Er sei zusammen mit Aids-Kranken eingesperrt worden und mußte schwerste Zwangsarbeit leisten. Thach ist der letzte von sechs Ende 2004 verurteilten Mennoniten, der freigelassen wurde. Thach war zugleich Assistent des Pastors und Menschenrechtsaktivisten Nguyen Hong Quang. Als Leiter der Missionsarbeit bei den ethnischen Minderheiten hat er maßgeblich an dem Aufbau der mennonitischen Gemeinde in Zentralvietnam beigetragen.

 

Indien: Mehr christliche Einrichtungen im Visier

NEU DELHI. Im indischen Bundesstaat Rajasthan haben Hindu-Extremisten 2005 zunehmend Übergriffe auf christliche Einrichtungen ausgeübt. Beschädigt wurden Schulen, Kinderheime, Kliniken und theologische Ausbildungsstätten des Missionswerks "Emmanuel". Im Februar sperrte die Polizei nun die "Emmanuel"-Zentrale in Kota. Zwei Angestellte wurden verhaftet und zwei Wochen ohne Anklage festgehalten. In vielen Städten Rajasthans erhielten Pfarrer außerdem Todesdrohungen. Der Innenminister Rajasthans, Gulab Chang Kataria, kündigte am 25. Februar eine Gesetzesinitiative an, die den Religionswechsel verbieten soll. Von den weit über einer Milliarde Einwohnern Indiens sind offiziell knapp 80 Prozent Hindus, 12,5 Prozent Muslime und lediglich 2,4 Prozent Christen.

 

Eritrea: Verhaftung wegen Bibel-Besitzes

ASMARA. Im ostafrikanischen Eritrea wurden 75 Christen während des Militärdienstes wegen Besitzes einer Bibel verhaftet. Den Mitgliedern einer evangelischen Freikirche, die im Februar ihren Militärdienst im Lager Sawa absolvierten, wird das Lesen in der Bibel sowie Beten in ihrer Freizeit vorgeworfen. Dies gelte als Beweis für "christlichen Extremismus". Laut der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) gehört Eritrea zu den Staaten, in denen die Religionsfreiheit extrem mißachtet wird. Seit 2002 sind nur Islam, die orthodoxe und die katholische Kirche sowie die Lutheraner offiziell anerkannt, alle anderen Religionen verboten. Laut dem Informationsdienst Compass ist die Zahl der inhaftierten Christen 2005 auf 1.800 gestiegen. Von den vier Millionen Einwohnern Eritreas, das sich 1993 von Äthiopien gelöst hatte, sind 47,9 Prozent Moslems und 47,4 Prozent vorwiegend orthodoxe Christen.


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