© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/06 24. März 2006

Medien
Und plötzlich regt sich Protest
Dieter Stein

Am Mittwoch, den 15. Februar besuchte eine Reporterin des NDR-Medienmagazins "Zapp" unsere Redaktion. Die junge Frau, Josy Wübben, ist nicht unsympathisch. Sie will einen Beitrag zum erfolgreichen "Appell für die Pressefreiheit" und die Wiedereinladung der JUNGE FREIHEIT zur Leipziger Buchmesse machen. Es soll ein fairer, ausgewogener Bericht werden, sagt sie. Im Laufe der Geschichte der Zeitung habe ich zahllose solcher Pressegespräche geführt. Ich erzähle der Reporterin davon. Ich erzähle ihr davon, wie schwierig es ist, solchen Gesprächen Offenheit entgegenzubringen, wenn man beinahe am Fließband erlebt, wie einseitig - besonders im Fernsehen - einer konservativen Wochenzeitung begegnet wird. Ich schildere ihr, daß es seit dem Wochenzeitungsstart 1994 nicht einen einzigen Beitrag gegeben hat, der die Einschränkung der Pressefreiheit am Beispiel der verschiedenen Diskriminierungsmaßnahmen gegen die JF einmal zum Thema gemacht hätte.

So ist bis heute auch kein einziger Beitrag publiziert worden, der die Problematik des Eingriffs in demokratische Grundrechte durch den Verfassungsschutz NRW am Beispiel der JF thematisiert hätte. Auch sei, so erzählte ich Frau Wübben weiter, kein fundierter Beitrag im Fernsehen zum siegreichen Prozeß dieser Zeitung vor dem Bundesverfassungsgericht erschienen, der nicht nur für die JF, sondern für alle Medien einen größeren Spielraum gegen den Staat erkämpfte.

Einen Monat später, am 15. März, sendet "Zapp" seinen Beitrag. Es ist ein tendenziöses Machwerk mit bodenlosen Unterstellungen. Die JF sei "ein Wolf im Schafspelz", und wörtlich: "nicht selten" würden "Artikel rechtsextremes Gedankengut transportieren, regelmäßig taucht die JUNGE FREIHEIT zudem in Verfassungsschutzberichten auf". Kein Wort zum Sieg in Karlsruhe. Ein Paradebeispiel für schlimmsten Desinformationsjournalismus. Im Abspann wird als Ko-Autor "Anton Maegerle" genannt, Pseudonym von Gernot Modery, einem wegen seiner linksextremen Verbindungen umstrittenen Skandaljournalisten. Ein Fall für die Medienaufsicht.

Doch der NDR hat nicht mit unseren Lesern gerechnet. Binnen 24 Stunden riefen Hunderte von Lesern bei der verantwortlichen Redaktion und beim NDR-Intendanten Jobst Plog an, schrieben Briefe, Faxe und E-Post und wiesen auf die eklatanten Verdrehungen und Auslassungen des Beitrages hin.

Mit einiger Verwunderung registrieren manche Akteure im Medienzirkus, daß Konservative - und hier das Umfeld der JUNGE FREIHEIT - nicht apathisch auf Diskriminierungen reagieren, sondern daß man hier zunehmend auf aktive Gegenwehr stößt. Das ist man ganz offensichtlich vom "bürgerlichen Milieu" nicht gewohnt.

Ein Verantwortlicher der Leipziger Messe, der den JF-Stand auf der vergangenen Buchmesse aufsuchte, vermerkte auch mit sichtlicher Verwunderung: "Sie glauben gar nicht, wer sich alles für Sie eingesetzt hat. Ganze Leitz-Ordner voll mit Protestbriefen haben uns erreicht. Wir haben das noch nie erlebt! So etwas darf auch nie wieder passieren!"

Das wollen wir hoffen. Wir wissen, daß wir auf unsere Leser zählen können. Und sie auf uns.

Foto: NDR-Magazin


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