© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/06 24. März 2006

Aufgeschnappt
Quelle und die Jusos
Matthias Bäkermann

Stolz präsentiert man auf der eigenen Internetseite, daß sich am gleichen Tag bereits "64 User" für die Jusos im emsländischen Papenburg interessierten - ein neuer Rekord. Und Beachtung hat die kleine SPD-Nachwuchsgruppe allemal verdient, konnte sie wenigstens für einen Tag die Unternehmenspolitik des M-DAX-Unternehmens Karstadt-Quelle bestimmen.

Verärgert petzten die jungen Genossen dem Quelle-Geschäftsführer Michael Badke nämlich, daß Kleidung der britischen Firma Lonsdale von "Neonazis bevorzugt" werde - da deren Logo an die NSDAP erinnere. Gegen derart tiefen braunen Sumpf schritt der couragierte Chefmanager umgehend ein. Quelle distanziere sich "grundsätzlich klar und eindeutig" von allen rechten Extremisten, meldete Badke pflichtschuldig an die Ems. Deshalb habe man sich "spontan entschlossen", Lonsdale aus dem Sortiment zu nehmen, obwohl es "kaufmännisch ein großer Verlust" sei. Immerhin gab es für diesen "Mut" ganz offiziell die "Anerkennung" der Jusos. Daß Lonsdale Antirassismus-Programme unterstützt oder die Kölner Homoparade sponsert, um sein Skinhead-Image aufzupolieren, ging da im politisch korrekten Eifer wohl unter. Nun rudert man gemeinsam zurück. Die Jusogruppe gibt "Fehler in der Recherche" zu. Und auch Quelle sei gerade dabei "den gesamten Vorgang zu überprüfen", wie Firmensprecher Jörg Howe kleinlaut der JF gesteht.


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