© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/06 24. März 2006

Meldungen

Bischof: Abtreibungen zeigen moralische Krise

LEIPZIG. Als Ausdruck einer moralischen Krise hat der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Jochen Bohl, die hohen Abtreibungszahlen in Deutschland bezeichnet. Besonders besorgniserregend sei, daß diese Zahl relativ konstant bleibe, während die Geburten zurückgingen. 2005 sind in Deutschland nach offiziellen Angaben - ohne Dunkelziffer - 124.000 Abtreibungen vorgenommen worden. Die Kirche heiße diese Praxis nicht gut, erklärte Bohl am 18. März in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea während der Leipziger Buchmesse auf der Leseinsel Religion. Bei vielen Menschen habe sich "die Verwirrung eingeschlichen", daß Kinder eine Belastung seien, sagte der Bischof. Eine Rückbesinnung auf die Bibel zeige aber, daß Kinder das Leben bereichern. Zum Umgang der sächsischen Landeskirche mit Homosexualität bekräftigte der Bischof, daß gleichgeschlechtliche Paare nicht gesegnet würden. Man beabsichtige nicht, diese Haltung zu ändern, so Bohl. Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens hat rund 870.000 Mitglieder.

 

Evangelische Kirche in Köln für Moscheebau

KÖLN. Die evangelische Kirche in Köln unterstützt den Bau einer Moschee in der Domstadt. Muslime sollten die Möglichkeit haben, ihren Glauben angemessen und würdig zu leben, teilte Superstadtintendent Ernst Fey in einer Presseerklärung mit. Er hoffe, daß eine Zentralmoschee dazu führe, die liberalen und demokratischen Kräfte innerhalb des Islams zu stärken. Zugleich erwarte er, daß sich die Muslime "verstärkt engagieren für Toleranz und gegen Gewalt gegenüber Menschen jeden Glaubens in aller Welt und in unserer Stadt". Fey bat Kritiker des Bauprojekts, die besondere Chance einer Moschee wahrzunehmen: "Die Erfahrung von Respekt und Würde fördert die Fähigkeit zu Respekt und Würde in der Begegnung mit anderen Menschen." Deshalb dürfe eine Liberalisierung und Demokratisierung in islamischen Ländern, etwa der Türkei, nicht zur Voraussetzung für eine Zustimmung zum Moschee-Neubau in Köln erhoben werden. Anlaß für die Stellungnahme ist ein Architektenwettbewerb, den die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion gemeinsam mit der Stadt Köln ausgeschrieben hatte. Dabei war ein Entwurf für eine Zentralmoschee prämiert worden, in dem unter einer 27 Meter hohen Kuppel 1.250 Beter Platz finden. Zu dem Komplex sollen auch Veranstaltungs- und Konferenzräume, ein Café und Geschäfte sowie zwei mehr als 50 Meter hohe Minarette gehören. Die Baukosten wurden mit über zehn Millionen Euro angegeben. Bisher versammeln sich die rund 120.000 Muslime in Köln in rund 40 Gebetsräumen. Gegen den Moschee-Neubau engagiert sich unter anderem die Stadtratsfraktion der rechtsgerichteten Bürgerbewegung pro Köln.


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