© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/06 24. März 2006

Frisch gepresst

Hugo Grotius. In die Heldenzeit des niederländischen Befreiungskampfes gegen die spanische Universalmonarchie fallen die Lebensdaten des Völkerrechtlers Hugo Grotius (1583-1645). Und höchstens als Begründer des modernen Völkerrechts zählt der Name Grotius heute halbwegs noch zum Allgemeinwissen. Der von Norbert Konegen (Münster) und Peter Nitschke (Vechta) edierte Band "Staat bei Hugo Grotius" (Nomos Verlag, Baden-Baden 2005, 183 Seiten, broschiert, 29 Euro) geht dagegen einen anderen Weg. Die beiden Herausgeber machen sich anheischig, für die internationale Debatte "Neuland" zu betreten, indem sie die Staatstheorie, die Grotius gar nicht liefert, aus seinem völkerrechtlichen Werk extrahieren. Besonders nach den religionshistorisch orientierten Rekonstruktionen der Beiträge zu urteilen, die Manfred Walther und Hans W. Blom liefern, sowie entsprechend der Studie Nitschkes zur "Eigentumsfrage im Naturrecht", ist Grotius offenbar bestrebt, den Vorrang der heute als "Zivilgesellschaft" firmierenden sozialen Gruppierungen zu sichern und den Staat in die Schranken zu weisen - womit seine "Anschlußfähigkeit" für ein "zeitgemäßes Verständnis des Staates" demonstriert wird.

Schweizer Volkspartei. Seit Anfang der neunziger Jahre hat sich die rechtspopulistische Schweizerische Volkspartei (SVP) zur stärksten Partei der Schweiz gewandelt, was 2003 zur Regierungsbeteiligung führte. Dieser rasante Aufschwung beschäftigt nun auch die Wissenschaftler des politikwissenschaftlichen Instituts der Universität Zürich. Unter der Regie von Hanspeter Kriesi haben seine Assistenten und Studenten die Gründe für den Aufstieg der SVP wissenschaftlich genau unter die demoskopische Lupe genommen. Es sei laut Kriesi wichtig, zwischen drei Typen von kantonalen Parteiensystemen zu unterscheiden. Außerdem gebe es in den Kantonen völlig unterschiedliche Ausgangsbedingungen für den Aufstieg. Für die Arbeit wurden acht Kantone ausgewählt, in denen die SVP Erfolg hat. Vier davon repräsentieren die konfessionell gemischte deutschsprachige Schweiz, zwei die katholischen Kantone und zwei die konfessionell gemischte französischsprachige Schweiz. Die Analyse schließt mit der Vermutung, daß die SVP ihren Zenit erreicht hat (Der Aufstieg der SVP. Acht Kantone im Vergleich. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2005, 310 Seiten, gebunden, 33 Euro).


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