© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/06 31. März 2006

Aufgeschnappt
Dialoge ohne Akt
Matthias Bäkermann

Irgendwie hat das noch letztes Wochenende drohende Todesurteil gegen den zum Christentum konvertierten Afghanen Rahman etwas die lauschige Stimmung verhagelt - wenigstens bei der Landessynode der evangelischen Kirche in Württemberg. Denn ausgerechnet dieses Jahr grübelten die engagierten Protestanten über den anzustrebenden "Dialog zwischen Christen und Moslems". Landesbischof Frank Otfried July mahnte deshalb eingangs, daß sich "die Situation Rahmans" nicht "wie ein Schatten" über die Diskussionen legen möge.

Die Stuttgarter Tagung thematisiert nämlich vor allem, wie man auf Muslime "zugehen kann". Dazu seien auch theologische Zugeständnisse nötig, etwa "daß es eine göttliche Offenbarung auch nach Jesus gegeben habe", wie der Tübinger Religionswissenschaftler Stefan Schreiner betonte. Außerdem forderte er, daß "Christen wie Muslime" endlich die "Chancen einer säkularen Gesellschaft" erkennen, damit alle religiösen Hierarchien beseitigt würden.

Zumindest letzteres wollten die Hausherren wohl nicht erkennen. So ordnete das Präsidium der Synode an, daß die Bilder einer Berliner Künstlerin im Foyer des kirchlichen Bildungszentrums "Hospitalhof" abgehängt werden, da sie entblößte Frauen darstellten. Letztlich einigte man sich, doch nur Stellwände mit dem Vermerk davorzustellen, daß "aus Rücksicht auf unsere muslimischen Gäste diese Bilder verdeckt werden".


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