© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/06 31. März 2006

Ehrliche Annäherung:
Spurensuche in Königsberg
Christoph Martinkat

Nach dem etwas fadenscheinigen "Dresden" wartet das ZDF nun mit der nächsten Geschichtslektion im Spielfilmformat auf: "Eine Liebe in Königsberg" (So., 2. April, 20.15 Uhr). Anders als der Titel vermuten läßt, handelt es sich dabei um eine so feinfühlige wie intelligente Geschichte: Den letzten Willen seiner Mutter befolgend, reist der Bauunternehmer Walter Steinhoff (Wolfgang Stumph) nach Ostpreußen, um ihre Asche an jenen Orten zu verstreuen, die ihr Leben bestimmt haben. Walter sucht den Vorgarten des alten Königsberger Hauses auf, die Ostsee bei Rauschen, die Vogelwarte Rossitten und das Vorstadtkrankenhaus, in welchem sein Großvater Chefarzt war. Begleitet wird er bei seiner "illegalen" Mission von der Stadtführerin Nadeshda (Chulpan Khamatova), die sich prompt in ihn verliebt. Walter selbst wiederum fühlt sich auf rätselhafte Weise von der Ornithologin Iris (Suzanne von Borsody) angezogen, zumal diese etwas über seine Abkunft zu wissen scheint.

Erster Spielfilm-Dreh in Königsberg seit 1945

Tatsächlich entdeckt Walter im Gebietsarchiv, daß sein vermeintlicher Vater, ein deutscher Militärarzt, bereits ein Jahr vor seiner Geburt ums Leben gekommen ist. Walter versucht das Rätsel zu lösen und stößt dabei auf ein lang gehütetes Familiengeheimnis ...

Es ist eine bewegende Spurensuche, die nicht auf billige Affekte setzt, sondern ihre Protagonisten und deren Geschichte ernst nimmt. "Eine Liebe in Königsberg" ist ein gelungener, weil ehrlicher Film und zudem der erste, der nach Kriegsende in Königsberg gedreht wurde.


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