© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/06 14. April 2006

Wirtschaft auf österreichisch
Hayek, von Mises und Co.
Claudia Hansen

Die streng marktwirtschaftliche Tradition der Österreichischen Schule der Nationalökonomie lebt heute vorwiegend in den USA fort. Die großen Austro-Liberalen wie Ludwig von Mises, Friedrich August von Hayek, Fritz Machlup oder Gottfried von Haberler suchten während der dreißiger Jahre an Universitäten in der angelsächsischen Welt Unterschlupf, nachdem die ökonomische Depression in Europa politisch radikale Kräfte an die Macht gebracht hatte. Indes interpretierten sie die Weltwirtschaftskrise nach 1929 ganz anders als die meisten Ökonomen: als Folge des Scheiterns der staatlichen Wirtschaftsinterventionen und besonders der manipulativen Geldpolitik der Jahre zuvor - und nicht, wie etwa Keynes sagte, als Beleg für die Instabilität des kapitalistischen Systems. Mises' Schüler sahen die Krise als unvermeidbare Konsequenz der vorangegangenen ungesunden Hochkonjunktur, als Platzen einer in den zwanziger Jahren künstlich durch Kreditexpansion aufgeblähten Blase.

Doch welche Rettungsmaßnahmen empfahlen sie nach der Welt-wirtschaftskrise? Die vom Wiener Historiker Hansjörg Klausinger kritisch edierten tagespublizistischen Beiträge der Austro-Liberalen aus den Jahren 1931 bis 1934 geben hierzu Auskunft. In getreuer Folge von Mises' monetärer Konjunkturtheorie plädierten sie für einen scharf restriktiven Kurs der Notenbank. Dies sollte die Währung gegen Abwertungsdruck stützen und Inflation vermeiden helfen. Weiter predigten sie handelspolitische Offenheit und ein festes Vertrauen auf die Selbstheilungskräfte des Marktes.

Teilweise lesen sich die Kommentare, die besonders Machlup und Oskar Morgenstern, Hayeks Kollege am Wiener Konjunkturforschungsinstitut, für die bürgerliche Neuen Wiener Zeitung verfaßten, recht hellsichtig, teils aber auch dogmatisch und verworren. Klausinger verhehlt nicht seine Skepsis. Er hält die Empfehlungen der Austro-Liberalen in der speziellen Situation nach 1930 für gefährlich falsch. Grundsätzlich ist aber ihr Mut zu bewundern, auch in stürmischer See den Kurs gehalten zu haben.

Hansjörg Klausinger (Hrsg.): Machlup, Morgenstern, Haberler, Hayek und andere. Wirtschaftspublizistische Beiträge in kritischer Zeit (1931-1934). Metropolis-Verlag, Marburg 2005, broschiert, 387 Seiten, 29,80 Euro


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