© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/06 14. April 2006

Leserbriefe

Zu: "Trügerische Ruhe" von Dieter Stein, JF 14/06

Eine gewisse Symbolhaftigkeit

In unserem Wahlkreis in Waiblingen fand der Urnengang in den Räumlichkeiten eines türkischen Heimatvereins statt. Das Ausfüllen des Wahlscheines geschah quasi unter den Augen Kemal Atatürks, dessen Bildnis zusammen mit dem türkischen Halbmond die Wand hinter der Wahlkabine zierte. Eine gewisse Symbolhaftigkeit ist dem einfach nicht abzusprechen.

Der rapide wachsende Anteil von Menschen "mit Migrationshintergrund" stellt zunehmend eine massive Bedrohung für den inneren Frieden in unserem Staat dar. Wo sind in Deutschland Parteien und Politiker geblieben, die sich in erster Linie von einem Pflichtgefühl dem deutschen Volk und dem deutschen Staat gegenüber leiten lassen? Wenn immer nur von wertneutralen Begriffen wie dem "Standort Deutschland" und "den Menschen in Deutschland" gefaselt wird, wenn man nimmer müde wird zu behaupten, daß Deutschland weiterhin Zuwanderung brauche, anstatt einheimischen Familien für das Aufziehen des Nachwuchses angemessen unter die Arme zu greifen, dann sind dies Gründe dafür, warum immer weniger Bürger sich aktiv an politischen Entscheidungsprozessen beteiligen.

Martin Busch, Waiblingen

 

Vom Wahlerfolg schwadronieren

Selbst wenn nur 35 Prozent zur Wahl gehen würden, wäre das Ergebnis vermutlich das gleiche, daß nämlich die Politiker der großen Parteien sich stolz auf die Brust klopfen und vom Wahlerfolg schwadronieren würden. Da hat der im Anschluß an diese drei Landtagswahlen aufgedeckte Skandal in der Neuköllner Schule gepaßt wie die Faust aufs Auge. Dabei wird uns wieder mit unzähligen Forderungen und Vorschlägen von Politikern aller Parteien vorgeführt, was bisher alles mutwillig versäumt wurde. Das ist ein schönes Beispiel, - eines unter vielen - warum nahezu 50 Prozent (Tendenz fallend) unseren Wahlen fernbleiben.

Hans Demmeler, Memmingen

 

 

Zu: "Einer von 200.000" von Klaus-Reiner Latk, JF 14/06

Nächsten lieben, nicht Fernsten

Nachdem Abdul Rahman in Italien Asyl suchen mußte und gefunden hat, bleibt für mich dennoch die Frage bestehen: "Dürfen unser Land und die anderen europäischen Staaten ein Regime militärisch und finanziell stützen, in dem die Menschenrechte derart eingeschränkt werden, daß für einen Christen nur Platz in der Psychiatrie oder im Exil ist und bleibt?"

Als Christ frage ich mich auch folgendes: Wie kann ich noch einer christlichen Organisation wie "Brot für die Welt", Misereor oder Adveniat eine Spende zukommen lassen, ohne daß meine Gelder in solche Länder gehen, wo nur noch Christen in der Psychiatrie oder im Exil geduldet werden? - Jesus sagt: "Liebe deinen Nächsten" und nicht: "Liebe deinen Fernsten", und er sagt: "Liebe deine Feinde", aber er sagt nicht: "Liebe Deine Feinde mehr als dich selbst und Deine Nächsten"!

Dr.Bernhard Giesguth, Mönchengladbach

 

 

Zu: "Aydin und der Bundespräsident" von Markus Schleusener, JF 14/06

Volle Härte des Rechtsstaates

Bis zu zwei Drittel aller Asylbewerber in Berlin nennen ihre Identität und ihr Herkunftsland nicht. Was sind das für Menschen, die nicht einmal sagen wollen, wer sie sind, woher sie kommen, aber auf unsere Kosten hier leben wollen? Wer die deutschen Gesetze gezielt ausnützt und die Behörden mit Schein-Identität an der Nase herumführt, hat keine staatlichen Leistungen verdient, sondern die volle Härte des Rechtsstaates zu erwarten.

Die Schuld an den unhaltbaren Zuständen ist jedoch nicht bei den Migranten zu suchen, sondern bei jenen Politikern, die diesen Zustand ermöglichen oder gar fördern. Man stellt sich angesichts der bekannten Tatbestände schon lange die Frage, wo leben wir eigentlich?

Werner Eichinger, Röllbach

 

 

Zur Meldung: "4.000 tote Soldaten in böhmischer Fabrikhalle", JF 14/06

Kein Interesse an Gefallenen

Der Zweite Weltkrieg liegt über 60 Jahre hinter uns, und noch immer sind nicht alle unserer Gefallenen beerdigt. Auf einem stillgelegten Fabrikgelände in Tschechien sind in Pappkartons die sterblichen Überreste von 4.000 unserer gefallenen Soldaten gestapelt und warten darauf, daß wir Deutschen uns ihrer erbarmen. "Wir" Deutschen sind vorrangig die, die in unserem Namen beziehungsweise für uns Macht ausüben und zu handeln haben. Aber unsere Gefallenen scheinen sie nicht zu interessieren, sie erbarmen sich ihrer nicht.

Gerda Schneider, Westerland/Sylt

 

 

Zu: "Eindruck der Verharmlosung der NS-Zeit" von Volker Kempf, JF 14/06

Bemühen um Wahrheit angreifbar

Wie schon vielfach mahne ich genaueren Umgang mit geschichtlichen Tatsachen und Bezeichnungen an. Die JF wird in ihrer unermüdlichen Arbeit für geschichtliche Wahrheit angreifbar, wenn jeder Hans und Franz ihr Ungenauigkeit in Kleinigkeiten vorwerfen kann. In diesem Fall geht es darum, daß das Sonderlager Hinzert bei der Einrichtung ein Lager für straffällig gewordene Westwallarbeiter war. Der Reichsarbeitsdienst hatte mit diesem Lager absolut nichts zu tun, weder bei der Einrichtung noch später. Genaueres über das Lager kann man im Internet lesen unter www.hinzert.de.

Ernst S. von Heydebrand, Vallendar

 

 

Zu: "Deutschlands schimmernde Wehr" von Arnold Kludas, JF 14/06

Deutliche britische Übermacht

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 verfügte die Deutsche Hochseeflotte über 35 Linienschiffe (Schlachtschiffe), 4 Schlachtkreuzer, 9 Panzerkreuzer, 41 kleine Kreuzer, 130 Torpedoboote sowie 30 U-Boote. Dem stand die Royal Navy mit 60 Schlachtschiffen, 9 Schlachtkreuzern, 74 leichten Kreuzern, 167 Zerstörern sowie 70 U-Booten gegenüber. Eine deutliche britische Übermacht! Hinzu kamen die russische und die französische Marine. Die deutsche Flotte war keineswegs gegen England gerichtet, dazu hatte Wilhelm II. zu enge Beziehungen nach dort.

Karl-Heinz Grieger, Bielefeld

 

 

Zu: "Wiedergutmachung durch Selbstbedienung" von Oliver Busch, JF 14/06

Nur ein Beispiel von mehreren

Man erinnert die Polen an "deutsches Verbrechertum" und polnischen Heldenmut und steigert garantiert seine Erfolgschance. Diesen dreisten "Wiedergutmachungs- und Restitutionsforderungen" wird am Ende eine "Paketlösung" folgen. Wieder werden wir Deutschen um alte bedeutende Kulturgüter ärmer sein.

Genannt sei nur ein Beispiel von mehreren skandalösen Gefälligkeitsgesten: Kardinal Lehmann übereignete vor drei Jahren Tausende alte deutsche Kirchenbücher (sie bezeugen unsere Identität und haben Amtscharakter) den Polen, und das mit der merkwürdigen Begründung, die - wohlgemerkt deutschen - Dokumente gehörten an den Ort ihrer Entstehung zurück.

Dietmar Neumann, Neu Wulmstorf

 

 

Zu: "Die Jungen müssen sich wehren" von Michael Lennartz, JF 14/06

Einzig richtig ist das Naturprinzip

Der erste Teil des Beitrags ist beeindruckend gut fundiert, doch in der letzten Spalte kommt der "Hammer": Bis 2010 soll die Umlage auf Kapitaldeckung umgestellt werden. Das ist falsch! Seit es der Familie aus ökonomischen Gründen möglich wurde, die Alten zu versorgen - die Militäreinheit, wo mein ältester Bruder 1940 in der Mongolei diente, rettete nachts aus dem "Tal des Todes" einen alten Mongolen, den sein Stamm zur "Entlastung" den Wölfen überlassen hatte - funktionierte immer die Umlage in der Familie von Kindern zu Alten aus laufenden Einnahmen. Einzig richtig ist, das Naturprinzip, die Umlage von leiblichen Kindern zu Eltern nun durch die Rentenkassen für die gesamte Gesellschaft einzuführen! Die Kapitaldeckung bleibt als Behelf für die, welche sich aus dem ewigen Reigen des Lebens durch Kinderlosigkeit herauskatapultiert haben.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zu: "Afrikanische Spiele" von Paul Rosen, JF 13/06

Beschluß ohne Gesetzeskraft

Für den deutschen Wähler ist der Beschluß des Bundestages, 500 Bundeswehrsoldaten in den Kongo zu entsenden, eine Routineangelegenheit, obwohl verschiedene Parteien sich mit guten Argumenten dagegen ausgesprochen haben. Scheinbar ist nicht bekannt, daß laut Grundgesetz die Bundeswehr nur zur Verteidigung des Bundesgebietes eingesetzt werden darf. Da das Grundgesetz nicht entsprechend geändert worden ist, kann ein Beschluß des Bundestages keine Gesetzeskraft beanspruchen. Weil die Bundesrepublik in der Tat finanziell am Ende ist, können wir uns die damit verbundene Neuverschuldung überhaupt nicht leisten. Mich wundert nur, daß die Politikwissenschaftler die Gesetzesverletzung des Bundestages einfach hinnehmen. Genau genommen wäre die frühere europäische Kolonialmacht Belgien, die den größten Nutzen aus dem Kongo gezogen hat, an der Reihe, im Kongo für stabile Verhältnisse zu sorgen.

Wolfram Braun, Spechbach

 

 

Zu: "Wasser predigen - Wein trinken" von Ellen Kositza, JF 13/06

Für Versäumnisse schwer büßen

Ich finde es unangemessen, Herrn Schirrmacher indirekt vorzuhalten, er habe ja selbst nur ein Kind in die Welt gesetzt. Bekanntlich gehören zur Familiengründung immer zwei, und daß er heute von Frau und Sohn getrennt lebt, entspricht sicher nicht seinem ursprünglichen Lebensplan. Tatsache ist: Wir Deutschen werden immer weniger, und die Leidtragenden dieser Entwicklung werden unsere Kinder sein. Als Minderheit sehen sie sich zunehmend einer Welt von Senioren und Menschen fremder Herkunft gegenüber. Aber auch wir Erwachsenen werden für unser Versäumnis büßen müssen, und zwar nicht nur durch weniger Rente, sondern auch durch drohende Einsamkeit im Alter.

Am Ende steht die Erkenntnis, daß sich Familie für den Einzelnen durchaus lohnt, denn der Aufbau einer eigenen Nachkommenschaft ist die beste Versicherung gegen diese Einsamkeit. Darauf hinzuweisen, ist Herrn Schirrmacher gelungen, für sein Buch war es also höchste Zeit.

Jens Holthausen, Hameln

 

 

Zu: "Pankraz, die EKD und das Loch in der Luther-Bibel", JF 13/06

Den Rücken kehren, konvertieren

Der - wieder einmal - ausgezeichneten Pankraz-Kolumne kann ich nur beipflichten. Eine Sentenz möchte ich hervorheben: "Doch nein, man ist für eine offene Diskussion zu feige, man hat von Luthers 'Hier stehe ich, ich kann nicht anders' offenbar noch nie etwas gehört, man schleust die neue Reform durch die Hintertür ein."

Ich überlege mir schon lange, ob eine Kirche, die etwa die Homo- und Lesbenehe anerkennt und sogar gegen ein Adoptionsrecht einer solchen Verbindung nichts einzuwenden hat, noch meine Kirche ist. Mein Vater und mein Großvater, beides Pastoren, werden sich wohl nicht im Grabe umdrehen, wenn ich angesichts ihrer zunehmenden Verfallserscheinungen der evangelischen Kirche den Rücken kehre und zum katholischen Glauben konvertiere.

Prof. Dr. iur. Wolfgang Klatt, Oberkirch

 

 

Zur Meldung: "Bischof: Abtreibungen zeigen moralische Krise", JF 13/06

Unterstützung für Bischof Böhl

Ich habe den Beitrag mit Interesse gelesen und unterstütze Bischof Jochen Böhl in der Meinung, daß Kinder das Leben bereichern. - Warum aber ist es in Sachsen kein Thema, homosexuelle Paare zu segnen? Ist in Sachsen noch nicht angekommen, daß sich die Familie im Wandel befindet?

Angelika Hagedorn, Münster

 

 

Zu: "Das Elend der besseren Welten" von Peter Kuntze, JF 13/06

Aufgabe für forschende Geister

Die JF bezog ich schon, als sie im DIN-A-5-Format als Studentenzeitung erschien. Trotzdem war ich in letzter Zeit nahe daran, das Abonnement zu kündigen, da ich kein Interesse am Bezug einer Vatikan-Zeitung habe. Ich bin froh, daß ich es nicht getan habe, denn dann hätte ich den Aufsatz von Peter Kuntze verpaßt. Endlich wurde einmal herausgearbeitet, daß Europa, speziell Deutschland zutiefst in einer identitären, das heißt religiösen Krise steckt. Alle anderen Probleme resultieren daraus: Da der einzelne nicht mehr verortet ist, wie könnte es die Gesamtheit sein? Wie könnte da überhaupt noch Gesamtheit, das heißt Gemeinschaft sein? Das Christentum kann diese metaphysische Heimat nicht geben, es ist eben nicht Europas eigene Religion! Diese wiederzuentdecken ist die wahre Aufgabe forschender freier einfühlsamer Geister.

Friedrich Baunack, Rothenburg an der Fulda

 

 

Zu: "Eine Armee löscht ihr Gedächtnis" von Dieter Stein, JF 10/06

Gnadenloses Schuldbewußtsein

Nicht nur dieser Beitrag in der vorliegenden Ausgabe belegt exakt den geistigen Zustand unserer "Führungselite". Auf Verabredung bleiben an einem Freitagnachmittag 25 von über 600 Abgeordneten sitzen und verabschieden eine Anweisung, mit der die Namen von Mitgliedern der "Legion Condor" überall in der Bundeswehr getilgt werden müssen. Sieben Jahre später geben Struck, Jung und ein General Gericke den Beschluß aus und setzen ihn in die Tat um. Damit verraten sie unter anderem ein bedenkliches Ausmaß an Unwissenheit.

Schon x-mal wurde von namhaften Historikern richtiggestellt, daß der Angriff von italienischen und deutschen Flugzeugen auf eine Brücke in Guernica keine geplante Greueltat zur Vernichtung der Stadt war, sondern ein - allerdings entsetzliches - Versehen mit 202 Opfern, aus denen die Kriegspropaganda dann aber bis zu 4.000 machte. So etwas ist US-Bombern vielfach passiert, haben sie doch während des Zweiten Weltkrieges versehentlich 70mal Ziele in der Schweiz bombardiert, so die Stadt Schaffhausen statt der IG-Farbenwerke in Mannheim-Ludwigshafen - immerhin 200 Kilometer daneben. Oder statt der Kugellagerfabriken in Schweinfurt das fränkische Städtchen Hersbruck - mit 100 Kilometern Abstand schon näher. Heute nennt man das "Kollateralschaden".

Walter Held, Oberstleutnant a.D., Traunstein

 

 

Zu: "Praktische Lösung für ein Problem", Interview mit Thomas Gericke, JF 10/06

Verachtung für solche Truppe

Wenn das ausländische oder befreundete Militärs lesen, werden sie sich vornehmen, immer auf der Hut zu sein vor solchen militärischen "Freunden" wie Herrn Generalmajor Gericke. Sie verachten eine solche Tradition verleugnende Truppe. Hier gilt der Satz, daß man den Charakter einer Nation erkennen kann daran, wie sie mit ihren Soldaten nach einem verlorenen Krieg umgeht.

Herr Gericke machte den Eindruck eines verwaltenden Apparatschiks, der eine eigene Meinung kaum haben darf und sich absolut nach der politischen "Correctness" richten muß. Bedauernswerter Zustand, aber erträglich durch fettes Gehalt und hohe Pension.

Jürgen Röhrs, Seevetal

 

 

Zu: "Ehrwürdiger Ritus" von Georg Alois Oblinger, JF 7/06

Mit Liturgie-Zerfall Kirchenkrise

Es gibt unnötige, vorzeitige Pensionierungen - anders als früher. Die Petrus-Bruderschaft sucht händeringend nach einer Kirche, ebenso die Pius-Bruderschaft. Aber die feiern ja die traditionelle Form der heiligen Messe, von der Papst Johannes Paul II. am 2. Juli 1988 erklärt hat: "Überall muß das Empfinden derer geachtet werden, die sich der Traditio der lateinischen Liturgie verbunden fühlen."

Auch Kardinal Ratzinger erklärte am 13. Juli 1988 in Chile: "Was früher als das Heiligste galt - die überlieferte Form der Liturgie -, erscheint plötzlich als das Verbotenste und einzige, was man mit Sicherheit ablehnen muß." Er selbst feierte Ostern 1990 das heilige Meßopfer im alten römischen Ritus mit 2.500 Gläubigen in Wigratzbad. In seiner Autobiographie "Aus meinem Leben" klagt er: "Ich bin überzeugt, daß die Kirchenkrise, die wir heute erleben, weitgehend auf dem Zerfall der Liturgie beruht, die mitunter so konzipiert wird, daß es in ihr gar nicht mehr darauf ankommt, ob es Gott gibt und ob Er uns anredet und erhört."

Michael Feodor, Lippstadt


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