© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/06 14. April 2006

Erlösungs-Doku:
Aufstieg und Fall des Kommunismus
Christtoph Martinkat

Wie heißt es in Goethes Osterspaziergang? "Sie feiern die Auferstehung des Herrn, /Denn sie sind selber auferstanden". Das ist freilich eine maßlose Übertreibung. Doch eine Nummer kleiner, dessen war sich Goethe bewußt, hätte jenen Versen und mithin der Faustschen Tragödie den idealistischen Gehalt entzogen: "Aufgestanden", das klingt eben nur nach Erdenschwere, Mühsal, nach rein physischer Betätigung, nicht jedoch nach Ideendrama. Auch die DDR-Nationalhymne begann mit dem Wort: "Auferstanden". - Reiner Zufall? Wohl kaum. Wollte doch ihr Verfasser Johannes R. Becher mit der Staatsgründung zugleich deren utopischen Gehalt beschwören. Daß die Hymne bald ohne den Text auskommen mußte, ist wieder eine andere Geschichte ...

Vermächtnis - Peter Glotz wirkte am Drehbuch mit

Zwar teilen Christentum und Kommunismus im Ideenhimmel den Charakter einer Erlösungsreligion, doch unterscheiden sie sich auch fundamental, nicht nur in bezug auf die Diesseitigkeit des letzteren. Kaum sind die Osterglocken verklungen, können wir uns ein Bild davon machen. In der dreiteiligen TV-Dokumentation "Der Kommunismus - Geschichte einer Illusion" (ab 20. April, jew. Do, 23.45 Uhr, ARD) setzen sich der unlängst verstorbene Peter Glotz und Christian Weisenborn mit Aufstieg und Fall des sozialen Großexperiments auseinander. Dabei rücken sie vor allem jene Menschen und Ereignisse in den Blickpunkt, die beim Praxistest Kommunismus eine tragende Rolle spielten. Es beginnt mit Lenin und der Legende vom "Sieg der Revolution", die eigentlich nicht mehr als ein erfolgreicher (und folgenschwerer) Handstreich war.


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