© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/06 21. April 2006

Aufgeschnappt
Tote nach Quote
Christian Dorn

Dem Mäzen James Simon - er finanzierte die Ausgrabungen in Ägypten - verdankt Berlin die Nofretete. Er spendete für das Kaiser-Friedrich-Museum, das heutige Bodemuseum, und in erheblichem Maß für die ersten Volksbadeanstalten der Stadt. Seit nunmehr drei Jahren bemüht sich eine Initiative um Bernhard Schultz, den Leiter der Villa Grisebach, den Bezirk Mitte zu überzeugen, daß dieser eine Straße oder einen Platz nach dem verdienten Mann benennt. Und da ist auch schon das Problem: "der Mann". Denn der Bezirk weigert sich, den Namen Simon auf ein Straßenschild zu drucken, weil man "an einen Mehrheitsbeschluß der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) gebunden" sei, so Bezirksbürgermeister Joachim Zeller (CDU). Nach diesem Beschluß dürfen in Berlin- Mitte neue Straßen nur noch nach Frauen benannt werden, bis ein Gleichstand zwischen den Geschlechtern erreicht ist. Da Männer ungefähr zehnmal so oft vertreten sind, könnte es wohl bis zum Jüngsten Tag dauern, bis James Simon hier eine Straße bekommt.

Ähnlich ergeht es dem ehemaligen Polizeipräsidenten Georg Schertz in seinem Bemühen, eine Straße nach Bernhard Weiß, dem jüdischen Polizeipräsidenten in der Weimarer Republik, zu benennen. Das aber ist nicht ganz plausibel: Denn für Ben Gurion und Yitzhak Rabin hatte man doch eine Ausnahme gemacht.


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