© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/06 28. April 2006

Aufgeschnappt
Abtritt zur "großen Armee"
Matthias Bäkermann

Glaubt man den Nachrichten, gibt es derzeit keinen Politiker, der stärker unter Beschuß steht als Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm. Seine Äußerungen zum Angriff auf einen Farbigen in Potsdam und das Gedenken an alle Insassen des KZ Sachsenhausen reizten SPD-Abgeordnete der Koalition sogar zu Rücktrittsforderungen, denn er sei "äußerst schädlich für Brandenburg". Für die zwar nicht im Potsdamer Landtag vertretenen, dafür um so öfter und lieber zitierten Grünen ist Schönbohm sogar ein "Sicherheitsrisiko", der das "Ansehen Brandenburgs in Deutschland und der Welt" gefährde.

All das dürfte den streitbaren CDU-Mann jedoch nur oberflächlich erschüttern, beschäftigen den 68jährigen doch viel weitreichendere Aussichten: "Ich werde mich als Soldat beisetzen lassen", verriet er im Regionalsender RBB, schließlich hätten sein Leben die 35 Jahre als Bundeswehrsoldat geprägt - vom Artillerist bis zum Generalleutnant. Alle Vorbereitungen seien schon getroffen. Die Uniform des Generals a. D. hänge gebügelt im Schrank, das Verteidigungsministerium sei informiert. "Wenn er ein militärisches Begräbnis wünscht, bekommt er es", bestätigt dort ein Sprecher, samt Ehrenwache und Trompeter am beflaggten Sarg. Von einem kann Schönbohm heute schon ausgehen: Eingereiht in die "große Armee" wäre er wohl für niemanden mehr angreifbar.


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