© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/06 28. April 2006

Deutung vom Narrensaum
Geschichte linksextrem
Werner Olles

Daß Linksextremisten es mit der Wahrheit, zumal der historischen, nicht so genau nehmen, ist bekannt. Falls es dafür noch eines aktuellen Beweises bedurft hätte, so liefert diesen ein im einschlägigen PapyRossa Verlag erschienenes Buch über den 8. Mai und seine Folgen: "Ein Untergang als Befreiung". In dem von dem Politologen Michael Klundt herausgegebenen Sammelband lassen sich diverse Autoren - unter anderem der "Faschismus-Experte" Kurt Pätzold, das "Antifa"-Urgestein Peter Gingold und der Jurist Gerhard Stuby - über angebliche "Geschichtsverdrehungen" durch die Massenmedien aus. Als Beispiele für diese "neue Geschichtspropaganda über NS-Diktatur und Zweiten Weltkrieg" dienen ihnen die Bücher Jörg Friedrichs über den alliierten Bombenterror, die Ausstellung "Mythen der Nationen 1945", der Spielfilm "Der Untergang" und ausgerechnet die TV-Serien Guido Knopps. Es darf gelacht werden.

Alles was Kurt Pätzold an "hehren Absichten der Aufklärung" dann jedoch zu dem Film "Der Untergang" einfällt, ist, daß die Russen bereits in den fünfziger Jahren das Thema "Führerbunker" verfilmt haben. Noch dürftiger sind die Erkenntnisse des Mitglieds der DKP-Geschichtskommission, Günter Judick, der in seinem Beitrag über die NSDAP als Massenpartei tatsächlich die Chuzpe besitzt, die gemeinsamen Aktionen der Hitler-Partei und der KPD gegen SPD und freie Gewerkschaften beim Berliner Verkehrsarbeiterstreik 1932 zu leugnen. Eine echte Geschichtsfälschung, die selbst bei linken und linksradikalen Rezensenten erstauntes Kopfschütteln hervorrief.

Während Gerhard Stubys Text über die Gründung der Uno und die Militäreinsätze Deutschlands (Jugoslawien, Afghanistan, demnächst Kongo) noch mit einigem Gewinn zu lesen ist, sind die Beiträge über Anerkennung des "Antifaschismus" als Staatsdoktrin und angebliche Bestrebungen, von einer Verantwortung für NS- und Kriegsverbrechen wegzukommen, wertlos. De facto ist der "Antifaschismus" bundesdeutsche Staatsdoktrin. Und Anhänger eines "nichtkapitalistischen" Systems waren NS-Regime wie auch die SED-Diktatur.

Michael Klundt (Hrsg.): Ein Untergang als Befreiung. Der 8. Mai und seine Folgen. PapyRossa Verlag, Köln 2OO5, broschiert, 268 Seiten, 16,8O Euro


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