© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/06 12. Mai 2006

Frisch gepresst

US-Außenpolitik. Nur als "regelgebundenen Hegemon" sieht der emeritierte Aachener Historiker Klaus Schwabe eine gedeihliche Zukunft der amerikanischen Außenpolitik - sprich in der Akzeptanz multilateraler Institutionen wie der Uno. Als die USA mit dem Beginn des amerikanisch-spanischen Krieges 1898 ihre Anstrengungen erstmals sichtbar über die Konsolidierung ihres nordamerikanischen Festlandsblocks hinaus richteten und als letzte größere Macht imperialistische Politik annahmen, spielten internationale Rücksichtnahmen noch eine untergeordnete Rolle. Schwabe führt von dieser Zeit ausgehend kenntnisreich und den aktuellen Forschungsstand präsentierend durch das "amerikanische Jahrhundert". Dabei beabsichtigt er den Nachweis zu erbringen, inwieweit der Maßstab des Handelns an die Absicht geknüpft war, mit dem die einzige Weltmacht schließlich die "Weltordnung" zu gestalten versucht. Ob seine gewichtige Monographie nicht nur zum historischen Standandwerk, sondern auch zum politischen Buch avanciert, dürfte davon abhängen, inwieweit Schwabes Theorien in den Diskurs einfließen (Weltmacht und Weltordnung. Amerikanische Außenpolitik von 1898 bis zur Gegenwart. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2006, 560 Seiten, gebunden, 44,90 Euro).

Typisch Türkin. Hilal Sezgin, ehemalige Mitarbeiterin der Frankfurter Rundschau, befragte für ihr jüngstes Buch 19 beruflich erfolgreiche, akademisch gebildete, aufgeschlossene türkische Frauen. Diese seien natürlich keine Ausnahmetürkinnen - sondern typisch für ihre Generation. Deutsche hätten eher ein falsches Bild von ihren türkischen Mitbürgerinnen, die in Wirklichkeit kaum noch Kopftücher trügen. Das seien Trugbilder der vorurteilsbeladenen Deutschen, klagen Autorin und Beiträgerinnen. Die "modernen" Türkinnen sind natürlich weitgehend von negativen Klischees befreit. Einzig, daß sie nicht so wie deutsche Mädchen sein wollen - die seien schließlich alle gleich und würden schnell mit jedem "rummachen" (Typisch Türkin? Porträt einer neuen Generation. Herder Verlag, Freiburg 2006, 191 Seiten, broschiert, 12,90 Euro).

Fliegerschicksal. Nur wenige Angehörige der Erlebnisgeneration haben das Glück, daß ihre Erlebnisse aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges einem größeren Publikum präsentiert werden. Das spannende Schicksal Ernst Wisotzkis, eines gebürtigen Ostpreußen, der mit seiner Heinkel He 111 von einem britischen Nachtjäger über dem Mittelmeer abgeschossen wurde und mit der Besatzung fünf Tage im Schlauchboot vor der libyschen Küste trieb, bevor er in mehrjähriger Kriegsgefangenschaft endete, war sogar der Bild-Zeitung eine große Präsentation wert (Abgeschossen über dem Mittelmeer. Ein Dokumentarbericht. Books on demand, Norderstedt 2006, 351 Seiten, broschiert, Abbildungen, 24,80 Euro).


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