© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/06 12. Mai 2006

Meldungen

Ermländer tagen in Ostmitteleuropa

MÜNSTER. Das heute im zeithistorischen Jargon übliche Vokabular taugt ausgezeichnet zur retrospektiven Entortung. Nirgends ist dies anschaulicher zu erfahren als im Umgang bundesdeutscher Historiker mit der Geschichte der preußischen Provinzen jenseits von Oder und Neiße. So hat der 1856 gegründete Historische Verein für Ermland, heute in Münster ansässig, gemeinsam mit der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung und polnischen Institutionen zu seiner Jahrestagung in Allenstein (6. bis 10. September) eingeladen. Die Tagung ist dem Thema gewidmet "Rückbesinnung auf Europa. Historiographie Ost- und Westpreußens im deutsch-polnischen Dialog". Verwaschen europäisch geht es auch im Eröffnungsvortrag des Lüneburger Historikers Hans-Jürgen Bömelburg zu, der zur "Geschichte einer ostmitteleuropäischen Region" spricht. Da zudem Robert Traba (Warschau) die Sektion "Kulturelles Gedächtnis" moderiert, scheint nicht ganz ausgeschlossen, daß dann mancher verunsicherte ältere Teilnehmer erst einen Blick in seinen Paß werfen muß, um sich wieder seines deutschen Geburtsorts in Braunsberg, Wormditt oder Heilsberg zu vergewissern.

 

Schwindende Nachfrage: Pommerns Geschichte

GREIFSWALD. Die Gesellschaft für pommersche Geschichte, Kunst und Altertumskunde zählt zu den ältesten im Lande und leidet, wie vergleichbar betagte Institutionen vor allem des nord- und mitteldeutschen Raums, unter Mitgliederschwund. Obwohl sich die Gesellschaft nach 1989 wenigstens in Vorpommern wieder regenerieren konnte, und dort auch heute rege Vortragsaktivitäten entfaltet, ist die personelle Auszehrung offenbar nicht aufzuhalten. Wie der langjährige Vorsitzende Ludwig Biewer, hauptamtlich Leiter des Politischen Archivs des Auswärtigen Amtes, beklagt, zählte die Gesellschaft im Herbst 2005 nur noch 614 Mitglieder, davon leben 326 in Vorpommern. Ohne Wirkung scheint leider zu bleiben, daß das ehrwürdige Organ der Gesellschaft, die Baltischen Studien, die soeben mit dem 91. Band der Neuen Folge erschienen sind, sich mit seinem alljährlich üppiger werdenden Besprechungsteil sich als Kompendium für jeden pommerschen Landeshistoriker und Heimatforscher unentbehrlich gemacht hat. Vielleicht läßt sich die Mitglieder werbende Attraktivität der Studien jedoch allein damit erhöhen, wenn sich die Herausgeber entschließen könn-ten, das Schwergewicht des Aufsatzteiles vom Mittelalter und der Frühen Zeit ins 19. und 20. Jahrhundert zu verlegen.

 

Erste Sätze

Wie Albrecht Dürer ausgesehen hat, weiß jedermann.

Wilhelm Fraenger:

Matthias Grünewald in seinen Werken. Ein Physiognomischer Versuch,

Berlin, 1936


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen