© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/06 26. Mai 2006

Aufstehen für die Muttersprache
Aus Nichtstuern werden Tunichtgute: Erika Steinbachs Initiative zum Sprachschutz stößt auf Hohn und Dummheit
Thomas Paulwitz

PDS-Pumuckl Petra Pau als Sprachretterin? Vor kurzem überraschte die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag mit der Forderung, die Boulette müsse jetzt Fleischklopsbratling heißen, die Sauna Schwitzkasten und Lafontaine Spritzbrunnen. Spätestens bei ihrem letzten Eindeutschungsvorschlag mußte auch ein Unbedarfter stutzig werden. Natürlich will Pau nicht die deutsche Sprache fördern, sondern ließ lediglich dem altbekannten Reflex freien Lauf: Anstrengungen zum Schutz der deutschen Sprache erörtert man nicht, man macht sie lächerlich.

CDU-Bundesvorstandsmitglied Erika Steinbach hatte nämlich ein Gesetz zum Schutz der deutschen Sprache gefordert. "Englisch verdrängt in vielen Lebensbereichen immer mehr die deutsche Sprache." Produkte, die in Deutschland verkauft werden, müßten auch deutsch beschriftet sein, so Steinbach. Sie habe dafür zahlreiche Unterstützer in der Fraktion.

Statt sich des offenkundigen Mißstandes anzunehmen, traten sogleich auch die Bedenkenträger auf, die sich in das Tuch staatlich geschützter Fachleute hüllen; der eine in Gestalt des Leiters der von der Kultusministerkonferenz bevorzugten Duden-Redaktion und der andere als Vorsitzender der am Tropf des Steuerzahlers hängenden Gesellschaft für deutsche Sprache. Sprachgesetze würden nichts bewirken, das habe Frankreich gezeigt, ließen die beiden von hoher Warte verlauteten. Für viele Anglizismen gebe es keine "gleichwertigen" deutschen Begriffe. So lassen es die Vorzeige-Fachleute nicht bei ihrem Nichtstun bewenden, sondern drücken der deutschen Sprache gleich noch den Stempel der Minderwertigkeit auf.

Das Sprachgesetz in Frankreich ist nicht wirkungslos, sondern Ausdruck des Stolzes auf die eigene Sprache. Weil der französische Staatspräsident Jacques Chirac im März auf einem EU-Gipfel nicht einsah, die Rede eines Landsmannes auf englisch anhören zu müssen, stand er auf und verließ den Saal. In Deutschland hingegen wird Sprachtreue nicht ernst genug genommen. Nehmen wir uns also ein Beispiel und stehen wir auf für die Muttersprache!

 

Thomas Paulwitz ist Schriftleiter der vierteljährlich erscheinenden "Deutschen Sprachwelt" in Erlangen.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen