© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/06 26. Mai 2006

Schild und Schwert
Kampagnen gegen die JF: Wie die Leser immer wieder für ihre Zeitung kämpfen
Marcus Schmidt

Ungleicher könnten die Waffen nicht sein: Die Angreifer kämpfen mit Brandsätzen, staatlichen Behörden und Verleumdungen - die Verteidiger halten mit Appellen und Briefen dagegen und bemühen die Gerichte gegen die Bedrohung der Pressefreiheit.

In den zwanzig Jahren ihres Bestehens ist die JUNGE FREIHEIT zahlreichen Angriffen und Kampagnen ihrer politischen Gegner ausgesetzt gewesen: von verbrecherischen Gewalttaten wie etwa den Brandanschlägen auf die Druckerei im Dezember 1994 oder das Auto des Chefredakteurs einige Monate später, über die zahllosen Einschüchterungen und Gewaltdrohungen von Linksextremisten gegen Kioskbesitzer, die die JF im Angebot führen, bis hin zu der Kündigung des Geschäftskontos durch die Postbank 2001 oder - ganz aktuell - die politisch motivierte Ausladung von der Leipziger Buchmesse Anfang dieses Jahres.

Vor allem der letzte Fall aber hat gezeigt, daß sich die JF gegen derlei Angriffe auf die Pressefreiheit zu wehren weiß - obwohl sie als unabhängige Zeitung keinen mächtigen Großverlag im Hintergrund hat, der ihr mit politischem Einfluß und einem Heer von Juristen zur Seite springen kann. Die Leipziger Messe, die sozusagen im Vorbeigehen gegenüber einem politisch unbequemen Medienorgan "Gesicht zeigen" wollte und sich hierfür ein vermeintlich leichtes Opfer aussuchte, hatte nicht mit der Kampagnenfähigkeit der JF und ihrer Unterstützer gerechnet.

Das Unwetter, das über die verdutzte Messeleitung hereinbrach, steckt den Verantwortlichen noch heute in den Knochen: Der in mehreren überregionalen Zeitungen veröffentliche Appell für die Pressefreiheit fand deutschlandweit in den Medien ein ungewöhnlich großes Echo - kaum eine Zeitung in Deutschland, die nicht zumindest in einer Meldung über den Skandal berichtete. Bereits nach dem Brandanschlag auf die Druckerei hatte ein von Prominenten unterzeichneter Appell dafür gesorgt, das Schweigen der Medien über die Tat auszuhebeln und eine breite Öffentlichkeit zu informieren. Und die Postbank zog noch am Erscheinungstag eines weiteren Appells die Kündigung des Geschäftskontos zurück.

Neben den Prominenten, die mit ihrem Namen für die notwendige Aufmerksamkeit der Appelle sorgen, sind es vor allem immer wieder die zahlreichen Leser, die mit großer Einsatzfreude und Ideen für "ihre" Zeitung streiten. Denn jenseits der öffentlichkeitswirksamen Abwehrkämpfe gegen die Feinde der Pressefreiheit findet der tagtägliche Kampf im Verborgenen statt: zumeist mit Tinte und Papier oder mit dem Telefonhörer in der Hand.

So dürften beispielsweise die unzähligen Briefe und Eingaben aufgebrachter Leser, die bei den Verantwortlichen in Nordrhein-Westfalen gegen die zeitweise Beobachtung durch den dortigen Verfassungsschutz wegen des vermeintlichen Verdachtes auf "Rechtsextremismus" protestiert haben, mittlerweile zahlreiche Aktenordner im Landesamt für Verfassungsschutz, im Innenministerium und in der Staatskanzlei füllen. Ein Engagement, das die Verantwortlichen nicht unbeeindruckt ließ und das mit dem Erfolg vor dem Bundesverfassungsgericht belohnt wurde.

Nicht anders erging es den Machern der NDR-Fernsehsendung Zapp, die sich kürzlich eine Verleumdungsgeschichte von dem heftig umstrittenen Journalisten Linksfilmer Gernot Modery alias Anton Maegerle basteln ließen. Auch hier hatten die Verantwortlichen offenbar nicht mit dem Einsatzwillen der JF-Leser gerechnet. Sichtlich genervt zeigte sich die Zapp-Redaktion über die zahlreichen Anrufe, Briefe, Faxe und E-Post, in denen sich Leser der Zeitung über die unseriöse Sendung beschwerten.

Doch nicht nur Leser griffen zum Telefon: Zu denken gab den Redakteuren, daß zahlreiche Zuschauer, die die JF bis zur Sendung nicht gekannt hatten, interessiert nachfragten, wo die Zeitung zu bekommen sei. Auch den NDR-Intendanten Jobst Plog erreichten massenhaft Eingaben, mit der Folge, daß sich die Zapp-Redaktion auch innerhalb des NDR unangenehme Fragen gefallen lassen mußte.

Mittlerweise dürfte es sich daher herumgesprochen haben: Wer sich mit der JUNGEN FREIHEITanlegt, muß damit rechnen, daß sich die Zeitung im Zweifelsfall vor Gericht gegen politisch motivierte Gängelungen zur Wehr setzt und die Pressefreiheit einklagt - und er muß vor allem das unbezahlbare Engagement der Leser einkalkulieren. Eine Waffe im Kampf für die Pressefreiheit, deren Wert nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

Weitere Informationen, mit Fotos, Grafiken u.ä. finden Sie in der PDF-Datei "20 Jahre JUNGE FREIHEIT". oder im Portal JUNGE FREIHEIT


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