© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/06 02. Juni 2006

Peking plant Regen
China: Wetterbeeinflussung zur Olympiade 2008
Hans-Ulrich Pieper

Die chinesische Hauptstadt will nichts dem Zufall überlassen - auch das Wetter nicht. So hat die Pekinger Stadtverwaltung einen Mehrjahresplan für "künstlichen Regen" aufgestellt, mit dem sie zwei Ziele verfolgt: Einmal soll die 15-Millionen-Einwohner-Metropole nach den Staubeinfällen aus der Wüste Gobi durch Regen wieder gesäubert werden. Zum anderen will Peking die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele im Sommer 2008 regenfrei halten.

Die chinesische Hauptstadt leidet mehr als zehnmal im Jahr unter dem Einfall von feinstem Staub, der aus der Wüste Gobi herübergeweht wird. In den letzten Jahren soll die Belastung sogar noch zugenommen haben. Das gleiche Phänomen gibt es auf den Kanarischen Inseln beim "Schirokko", dem heißen Wind, der feinsten Sand aus der Sahara auf die Sonnen-Inseln weht - eine enorme Verschmutzung.

Das hat den Deutsch-Amerikaner Albert Schnell nicht ruhen lassen. Im Auftrag der Regierung Gran Canarias erfand er ein System, Wolken zum Abregnen zu bringen. Schnell besprühte dazu von seiner uralten Propellermaschine aus die Wolken mit Chemikalien, die tatsächlich dazu führten, daß nach etwa 15 Minuten die besprühten Wolken abregneten. Schnell wurde auf der Insel als "der Regenmacher" gefeiert. Das Komplizierte an seiner Tätigkeit war allerdings das "Timing": Wegen der zeitlichen Verzögerung zwischen Besprühen und Regnen mußte Schnell die Wolken schon "bearbeiten", bevor sie Gran Canaria erreichten. Ändert sich die vorausberechnete Windgeschwindigkeit, hat der Regenmacher Pech gehabt. Der Regen fällt ins Meer. Zahlreiche Versuche haben das Schnell'sche System aber inzwischen sicherer gemacht. So lag es nahe, daß Fachleute der Pekinger Stadtverwaltung sich vor Ort informierten und offenbar beeindruckt waren. Heimgekehrt verkündete die Hauptstadt, man wolle die Technik auch in Peking benutzen.

Man glaubt sogar, die künstlich herbeigeführten Regenfälle exakt steuern zu können. Deshalb sollen in den Tagen vor dem 8. August 2008, dem Tag der Eröffnung der Olympischen Spiele, so viele künstliche Regenfälle herbeigeführt werden, daß die Eröffnungsfeier garantiert regenfrei bleibt.


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