© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/06 09. Juni 2006

Nichts für Schwangere
Hell und dunkel: John Moore hat "Das Omen" neu verfilmt
Claus-M. Wolfschlag

Remakes von Klassikern des phantastischen Films liegen seit einigen Jahren hoch im Kurs. Der irische Regisseur John Moore wagte sich nun an eine Neuverfilmung des dreißig Jahre alten Horrorklassikers "Das Omen". Dabei veränderte er allerdings die Handlung des Richard- Donner-Streifens von 1976 nur marginal; die Szenerie wurde optisch etwas verjüngt und in die Gegenwart verlegt.

Die Geschichte beginnt im Vatikan, wo dem Papst vor einer Versammlung hochrangiger Kirchenvertreter erläutert wird, daß Satan, der Antichrist, einen erneuten Versuch zur Erlangung der Weltherrschaft begonnen habe. Hierzu werden allerlei aktuelle Katastrophen von den Anschlägen auf das World Trade Center bis zum Tsunami im Indischen Ozean als Indizien bemüht. Derlei Überinterpretationen von Gegenwartsereignissen, wie sie Verschwörungstheoretiker lieben, wirken allerdings trotz ihrer Anspielungen auf den Paracelsuskult in diesem Zusammenhang recht unglaubwürdig.

Nach dieser Einführung kann man sich aber der eigentlichen Geschichte widmen: Robert Thorn (Liev Schreiber) ist ein aufstrebender amerikanischer Diplomat. Nach einer Totgeburt rät ihm ein italienischer Krankenhauspriester zur Adoption eines anderen Neugeborenen, dessen Mutter gestorben sei.

Thorn willigt ein, um seine Frau Katherine (Julia Stiles) zu schonen, und verschweigt dieser die Auswechslung. Alles scheint glatt zu laufen. Die Familie zieht nach Thorns Versetzung in ein großes Anwesen in England. Katherine blüht in ihrer Mutterrolle auf. Der kleine Damien (Seamus Davey-Fitzpatrick) wächst heran. Doch an dessen fünftem Geburtstag beginnen sich seltsame Ereignisse zu häufen. Sein Kindermädchen erhängt sich mit strahlendem Lächeln an der heimischen Regenrinne. Bei einem Zoobesuch Damiens werden die Affen dort unerklärlich wild. Und Damien reagiert während der Fahrt zu einem Gottesdienst geradezu panisch und hysterisch.

Nachdem ein seltsamer Priester Thorn zu erläutern versucht, daß sein Sohn die Ausgeburt der Hölle sei, und kurz darauf ermordet wird, schwant dem unreligiösen Thorn langsam, daß etwas mit dem kleinen Damien nicht stimmen kann. Kurz darauf kontaktiert ihn der Pressefotograf Jennings (David Thewlis) und zeigt ihm seltsame Lichterscheinungen auf einigen der von ihm geschossenen Fotos, die auf spätere Tode von Opfern hinweisen. Gemeinsam recherchieren beide, reisen bis nach Palästina, und entdecken schließlich Damiens wahren Charakter ...

Läßt man die generell zweifelhafte Logik derartiger Filme zum Wirken Satans auf Erden ("Das siebte Zeichen", "End of Days") beiseite, ist "Das Omen" ein unterhaltsamer Streifen. Die Atmosphäre ist stimmig, die Darstellerleistungen ausgesprochen solide. Für die Rolle des satanischen Kindermädchens Mrs. Baylock wurde Altstar Mia Farrow gewonnen. Diese Besetzung stellte eine ironische Umkehrung von Farrows Rolle in Polanskis "Rosemaries Baby" von 1967 dar. Damals war sie die Mutter, der das Kind des Satans gegen ihren Willen untergeschoben worden war, jetzt fungiert sie im Gegenpart als Wächterin des "Satansbratens".

Kino-Debütant Seamus Davey-Fitzpatrick paßt mit seinen düsteren Augen und dem verschmitzt-ausdruckslosen Blick perfekt zu seiner Figur, die das Grauen hinter der kindlichen Fassade erahnen läßt. Damiens Adoptivmutter Katherine wandelt sich überzeugend zunehmend von der glücklichen, selbstsicheren Frau zu einer verunsicherten, von Zweifeln geplagten.

Gekonnt arbeitet Kameramann Jonathan Sela mit Licht- und Schatteneffekten. "Optisch betrachtet geht es in 'Das Omen' um Helligkeit und Dunkelheit", sagte John Moore dazu. "In jeder Einstellung kämpft das Licht gegen die Dunkelheit."

Foto: Damien Thorn (Seamus Dave-Fitzpatrick): Satansbraten


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