© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/06 09. Juni 2006

Meldungen

Götz Aly antwortet seinen Kritikern

BREMEN. Götz Aly ist wegen seiner These aus "Hitlers Volksstaat", nicht die "Herrschenden", sondern die "Beherrschten" hätten am meisten vom NS-Regime profitiert, von linken Weggefährten geradezu verhöhnt worden (JF 8/06). Nun antwortet der "Narr von eigenen Gnaden" (Ästhetik&Kommunikation, Heft 129/30) seinen Kritikern in deren Zentralorgan Sozial.Geschichte (1/06), das nicht zufällig Alys Replik mit einer jener ihn zu Recht so langweilenden, hier von Florian Schmaltz stammenden "selbstgenügsamen" Fleißarbeiten über die "Verstrickung" der deutschen Industrie in das SS-Lagersystem umrahmt. Inhaltlich will Aly "nichts zurücknehmen" und vertraut in bekannt hybrider Selbstüberschätzung darauf, daß sich seine Thesen wie "stets" durchsetzen würden. Die ihm entgegengehaltenen Konsumdaten und Einkommenstatistiken, mit denen Kritiker Alys Konstrukt von der "NS-Wohlfühldiktatur" zum Einsturz bringen wollten, scheren ihn wenig. Eine Zeit, in der sich "unvergleichlich starke Energien entluden", könne man eben nicht mit dem Rechenschieber adäquat erfassen. Wer sich aber so darauf versteift, den "historischen Schlüssel" zur "Lebenswirklichkeit" nach 1933 gefunden zu haben, nimmt dafür zahlreiche Steilvorlagen für Verschwörungstheoretiker in Kauf. Etwa wenn Aly insistiert, die "innere Stabilität" des Regimes verdanke sich auch "Raubgut" aus jüdischem Besitz. Demnach habe man 1938 bei einem Prozent der Bevölkerung ein Vermögen "arisieren" können, das fast fünfzig Prozent des Reichshaushalts ausmachte. Die Frage, wie die wenigen deutschen Juden, von denen 1938 jene mit den größten Bankkonten ohnehin schon außer Landes waren, zu diesem schier fabulösen Reichtum gelangt sein könnte, drängt sich Aly, dem neudeutschen Energetiker der "Lebenswirklichkeit", freilich nicht auf.

 

Feigen markieren Beginn der Landwirtschaft

CAMBRIDGE. Bislang wurde vermutet, der Anbau von Getreide vor etwa 10.500 Jahren markiere den Beginn der Landwirtschaft. Ofer Bar-Yosef von der Harvard-Universität in Cambridge/Massachusetts hat nun jedoch festgestellt, daß Feigen im Westjordanland bereits vor 11.400 Jahren gezüchtet worden sein müssen (Science, Bd. 312). Der Beginn der Kultivierung von Weizen und Gerste galt bisher als Startschuß für die seßhafte Lebensweise des Menschen. Bar-Yosef belegt, daß bereits tausend Jahre früher die ersten Feigenbäume gezüchtet wurden. So wurden in einer Studie neun ganze Feigen sowie 313 Fruchtstücke untersucht, die in einem 11.400 Jahre alten Haus in Gilgal I, einer jungsteinzeitlichen Siedlung im Westjordanland, gefunden worden waren und fehlende Samenproduktion trotz hohen Reifegrads als Kultivierungsmerkmal aufwiesen.

 

Signale vom Außenposten unserer Zivilisation

BALTIMORE. Im Herbst 1977 starteten die Raumsonden Voyager 1 und 2, um eigentlich die äußeren Planeten zu erkunden. Mittlerweile sind die Sonden auf dem Weg, die äußerste Grenze unseres Sonnensystems, den "Terminationsschock" zu verlassen. Dort wird die Blase elektrisch geladener Teilchen, die die Sonne durch ihren "Wind" um das Sonnensystem legt, durch interstellare Teilchen stark abgebremst. Edward Stone vom California Institute of Technology veröffentlichte nun auf der Tagung der American Geophysical Union Daten, die die Raumsonde Voyager 2 zur Erde sendete. Sie ergeben, daß Voyager 2 schon 2007 diese Grenze erreicht. Voyager 1, zurzeit hundert Astronomische Einheiten (AE ist die Entfernung Erde-Sonne, etwa 150 Millionen Kilometer) entfernt, hat diese Grenze bereits bei 90 Astronomischen Einheiten hinter sich gelassen. In etwa zehn Jahren dürften beide Sonden die Heliopause und damit den interstellaren Raum erreicht haben.


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