© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/06 16. Juni 2006

Nur eine Symbolfigur
von Günther Deschner

Immer wieder war Abu Mussab al-Sarkawi den US-Jagdkommandos entkommen. Mehrfach hatten Luftangriffe nur kleine Größen des irakischen Widerstands oder harmlose Zivilisten getötet. Doch am 7. Juni ereilte den Jordanier im Irak sein Schicksal. Sarkawi und seine "al-Qaida von Mesopotamien" hatten die grauenhaftesten Bombenanschläge gegen Zivilisten und die blutrünstigsten Morde an Geiseln ausgeführt. Zuletzt zielte er auf einen Bürgerkrieg zwischen Sunniten und Schiiten. Schon immer ist seine Rolle von Washington aber auch stark übertrieben worden, das ein identifizierbares fratzenhaftes Feindbild brauchte, um vom legitimen irakischen Widerstand abzulenken, der die US-Truppen als Besatzer bekämpfte. Dennoch ist der Tod Sarkawis ein Erfolg für Washington, ist er doch gerade jetzt eine willkommene Ablenkung von dem US-Massaker in Haditha.

Auf die Gewalt im Irak wird die Liquidierung Sarkawis aber nur geringen Einfluß haben. Informierten Beobachtern zufolge war sein Verhältnis zu den Hauptkräften des Widerstands unheilbar gestört. Schon vor seinem Tod hatte man ihn ausgebootet. Die Amerikaner haben schon früher, als sie Saddam Husseins Söhne töteten und als sie den Diktator selbst gefangennahmen, die Erfahrung machen müssen, daß mehr dazugehört als die Eliminierung einiger Symbolfiguren, um den irakischen Widerstand zu besiegen. Der Aufruhr im Irak hat so viele Facetten und er hat eine solche Wucht und Eigendynamik erreicht, daß der Tod Sarkawis kaum Auswirkungen hat.


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