© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/06 16. Juni 2006

Aufgeschnappt
Antideutsche haben's schwer
Matthias Bäkermann

Das Motto hatte man sich so schön und originell zurechtgetextet: "Deutsche Träume platzen lassen - Gegen innere Aufrüstung und Krautsalat" wollte man in der WM-Stadt Kaiserslautern letzte Woche demonstrieren und damit ein Zeichen nicht nur gegen das unbehagliche, überall präsente Schwarz-Rot-Gold setzen, sondern auch noch "gegen Nationalismus, staatliche Repression und Überwachung im Rahmen der Fußball-WM".

Doch "große Teile der radikalen Linken hatten am Samstag scheinbar besseres zu tun", maulte man bei der Manöverkritik auf der linken Internetplattform Indymedia. Nur knapp hundert Aufrechte samt den obligatorischen Israelfahnen und antideutschen Schmähplakaten verloren sich zum Stadtspaziergang mit Polizeibegleitung in den Straßen der pfälzischen Stadt. Zudem stießen sie mit spritzigen Parolen wie "Nie wieder Krautsalat!" oder "Costa Rica, Costa Rica" in Anspielung auf den tags zuvor besiegten WM-Gegner auf völliges Desinteresse: "Nirgends waren größere Ansammlungen von Fußballfans, nur einige PassantInnen und ShopperInnen kreuzten den Weg", war man enttäuscht. Vielleicht wurde aber alles auch nur schlecht geplant: Erstens war mit Fans vor Montag (Australien-Japan) kaum zu rechnen, und zweitens lief in den Kneipen oder zu Hause gerade Fußball. Als Route mit "antideutscher" Aufmerksamkeitsgarantie verspricht sicher die Fanmeile in Berlin mehr Erfolg.


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