© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/06 16. Juni 2006

LOCKERUNGSÜBUNGEN
Leistungswille
Karl Heinzen

Die Migration läuft auf Hochtouren, allein in Afrika sollen sich derzeit 80.000 Menschen darauf vorbereiten, ihr Lebensglück in Europa zu suchen. Je erfolgreicher sie hierbei sind, desto mehr Nachahmer dürften sie finden.

Die beliebtesten Einreiserouten führen traditionell zu den süditalienischen Inseln oder über die Meerenge von Gibraltar nach Spanien. In jüngster Zeit werden gerne auch die Kanarischen Inseln oder - erst seit dem EU-Beitritt im Jahr 2004 ist dies attraktiv - Malta angesteuert. Bürokratische, polizeiliche oder gar militärische Hemmnisse, die die Europäer diesem Strom entgegenzusetzen versuchen, erweisen sich als wenig effektiv. Da die Mitbürger in spe üblicherweise nicht auf eigene Faust reisen, sondern die Hilfe professioneller Migrationsdienstleister in Anspruch nehmen, finden sie in der Regel sehr schnell neue Wege, wo ihnen alte versperrt wurden.

Da sich diesem Phänomen nicht mit Mitteln begegnen läßt, die dem europäischen Selbstverständnis von Humanität und offenen Gesellschaften entsprechen, wird man nicht umhinkönnen, ihm endlich seine positiven Seiten abzugewinnen. An solchen mangelt es in der Tat nicht: So streben die Migranten ja nach Europa, weil sie von diesem eine hohe Meinung haben. Anders als die Autochthonen auf dem alten Kontinent, die gerne mosern und jammern und kleine Probleme zu Weltuntergangsszenarien aufbauschen, wissen sie, was wirkliches Elend ist. Die Europäer sollten sich dies zu Herzen nehmen und zu einer neuerlichen Wertschätzung ihrer selbst finden.

Das Gros der Migranten stellen Frauen und Männer im besten Erwerbsalter, die keine Mühe und oft auch kein Risiko scheuen, um ihren Leistungswillen bei uns unter Beweis zu stellen. In manchen Staaten nicht allein Schwarzafrikas, sondern beispielsweise auch des Nahen Ostens sollen über 50 Prozent der jungen Einwohner eine Auswanderung nach Europa in betracht ziehen, sofern sich nur die Gelegenheit dazu böte.

Diese Menschen, die einen Beitrag zu ökonomischem Wachstum und demographischer Normalisierung leisten können und wollen, gilt es vor dem Verdacht zu schützen, sie strebten nur danach, die "sozialen Netze" in Europa in Anspruch zu nehmen. Dies ist am besten dadurch zu gewährleisten, daß man die "sozialen Netze" schlichtweg abschafft. Hier sind wir bereits auf gutem Weg. Der Sozialabbau macht also nicht bloß Schluß mit der Anspruchsmentalität der Alteingesessenen. Er sorgt zugleich dafür, daß sich nur die besten und motiviertesten Migrationskandidaten zu uns auf den Weg machen.


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