© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/06 16. Juni 2006

Frischgepresst

Staatsterror. Es gehört nicht erst nach den Entführungen des CIA zum Allgemeinplatz, daß sich Geheimdienste neben ihrem Kerngeschäft - der Nachrichtenbeschaffung - auch bei blutiger Geheimpolitik auskennen, besonders wenn der "Kampf gegen den Terror" diese unorthodoxen Mittel erfordert. Daß der US-Geheimdienst nicht nur in mittelamerikanischen Bananenrepubliken Einfluß nahm, sondern auch - wie die lange Jahre in Italien lebende Süddeutsche- und Zeit-Autorin Regine Igel beschreibt - massiv in die italienische Innenpolitik eingriff, dürfte weniger bekannt sein. Vor dreißig Jahren hielt in der Ost-West-Blockkonfrontation noch der "Kampf gegen den Kommunismus" als Rechtfertigung her. Da der wichtige Nato-Staat im zentralen Mittelmeer mit seinen wenig stabilen Regierungen und der starken Kommunistischen Partei ein für die USA unsicherer Kantonist zu werden drohte, halfen Agenten aus Langley mit Unterstützung hoher Regierungsmitglieder und unter Nutzung der im Zweiten Weltkrieg geknüpften Mafia-Verbindungen, mittels Terror und politischem Mord (so auch am Christdemokraten Aldo Moro 1978) die politisch extreme Linke zu diskreditieren. Igel, die bereits vor fast zehn Jahren über Giulio Andreotti als zentrale Figur in diesem Netz publizierte, hat ihre Thesen nun zugespitzt. Da die "Dienste" manchmal wohl doch zu professionell "gearbeitet" haben, stützt ihre Bewertung wegen der lückenhaften Indizien- und Beweiskette aber nicht selten die verschwörungstheoretische Frage "Cui bono?" (Terrorjahre. Die dunkle Seite der CIA in Italien. Herbig Verlag, München 2006, 469 Seiten, gebunden, 24,90 Euro).

Rock'n'Roll in der DDR. Im Februar setzte Dominik Graf mit "Roter Kakadu" der Rock'n'Roll-Szene im Arbeiter- und Bauernstaat der Endfünfziger ein cineastisches Denkmal. Parallel dazu hat der Journalist Rolf Bergmann ein eigenes Buch über das Dresdner Tanzlokal und die im Restdeutschland kaum bekannte Milieu-Nische mit ihrer "Ted-Herold-Kultur" geschrieben, das für Liebhaber des Films eine entdeckungsreiche Ergänzung darstellt. Jedoch weist er eine ungleich politischere Perspektive auf, die bei Bergmann 1961 vor dem Mauerbau mit der Flucht in den Westen endet (Damals im Roten Kakadu. Verlag der Villa Fledermaus, Saarbrücken 2006, 256 Seiten, broschiert, 20 Euro).


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