© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/06 16. Juni 2006

Blick in die Medien
Diekmanns Sünde
Ronald Gläser

In "Krieg der Sterne" geht es auch immer um Zorn, den Pfad zur dunklen Seite der Macht. So spricht Meister Yoda in Episode eins zu Anakin Skywalker: "Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Haß, und Haß führt zu unsäglichem Leid." Kai Diekmann macht sich nichts aus solchen Warnungen und wünscht sich jetzt eine besondere Art der Wut: den Zorn. Der Bild-Chefredakteur hielt eine Rede über die sieben Todsünden und erklärte: "Zorn muß sein. Journalisten sollen Berufszornige sein." Sonst komme kein Journalismus heraus, sondern "typographisch aufgehübschtes Handelsregister". Zornig werden konnte auf jeden Fall derjenige, der die Pressekonferenz des DFB vor dem Spiel gegen Polen verfolgt hat. Befragt wurde der deutschstämmige Oberschlesier und Nationalspieler Miroslav Klose. Warum er denn nicht für Polen spiele, wo er doch da geboren sei? Ob er denn die polnische Nationalhymne mitsingen wird? - Alle Journalisten taten einfach so, als sei Klose ein Pole. Da konnte jeder zornig werden, dessen Horizont größer ist als der Tellerrand der Bundesrepublik. Aber Kai Diekmann gehört wohl nicht dazu.


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