© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/06 23. Juni 2006

Meldungen

Japanische Truppen verlassen den Irak

TOKIO. Die japanische Regierung hat den Abzug ihrer Truppen aus dem Irak beschlossen. Man werde den Irak jedoch weiterhin beim Wiederaufbau der Infrastruktur unterstützen, erklärte Premier Junichiro Koizumi letzten Dienstag. Japan wolle auch den Transport der ausländischen Streitkräfte im Irak mit der Luftwaffe fortsetzen und künftig auch Uno-Mitarbeiter transportieren. Der Abzug der japanischen Soldaten soll bis Ende Juli abgeschlossen sein. Der irakischen Premier Nuri al-Maliki kündigte an, daß irakische Truppen die Aufgabe der Japaner im Südirak übernehmen werden. Die japanischen Heeressoldaten waren seit Anfang 2004 in Samawa im Einsatz. Ihr Kontingent besteht hauptsächlich aus Ingenieur- und medizinischem Personal. Laut Verfassung dürfen japanische Soldaten nicht an Kampfeinsätzen teilnehmen. "Ich bin froh, daß die Aufgabe abgeschlossen werden kann, ohne daß eine Kugel abgefeuert wurde und ohne einen Verletzten", wurde Koizumi nach einem Treffen mit dem Koalitionspartner Komeito in den japanischen Medien zitiert. Der konservative Liberaldemokrat Koizumi will im September seine Ämter als Partei- und Regierungschef niederlegen.

 

Untergrund-Präsident bei Gefecht getötet

GROSNY. Der tschetschenische Untergrund-Präsident Abdul-Chalim Sadulajew ist letzten Samstag in der Stadt Argun nach einem Feuergefecht mit russischen Sicherheitskräften erschossen worden. Der von Rußland unterstützte offizielle Regierungschef Tschetscheniens, Ramsan Kadyrow, erklärte, Sadulajew habe eine Serie von großen Terrorakten geplant, die den G8-Gipfel am 13. Juli in St. Petersburg überschatten sollten. Der 38jährige Sadulajew war Nachfolger des 2005 auf ähnliche Weise getöteten Präsidenten Aslan Machadow. Sadulajew, zuvor Chef des Obersten Scharia-Gerichts in Tschetschenien, hatte nur formal Macht über die tschetschenischen Kämpfer. Faktischer Führer ist der als Terrorist gesuchte Schamil Bassajew. Nachfolger Sadulajews wird Vizepräsident Doku Umarow.

 

"Demographisches Projekt" gestartet

MOSKAU. "Wenn nichts getan wird, wird die Bevölkerung Rußlands bis zum Ende des 21. Jahrhunderts halbiert", warnte Präsident Wladimir Putin letzten Dienstag bei der Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates. Der kritische Bevölkerungschwund in Rußland sei erstmals 1993 registriert worden und habe sich seither fortgesetzt, so Putin. Faktisch befinde sich Rußlands demographische Entwicklung heute an der Schwelle einer Krise. In den letzten 13 Jahren sei die Bevölkerungszahl um 11,2 Millionen zurückgegangen. Der Sicherheitsrat habe daher nun Arbeitsaufträge für ein "demographisches Projekt" erteilt, teilte Vizepremier Dmitri Medwedjew mit.

 

Roy: Indien ist kein demokratisches Land

NEU DELHI. Die indische Schriftstellerin Suzanna Arundhati Roy hat erneut das politische System Indiens scharf kritisiert. "Das Konzept der indischen Demokratie ist der größte Werbebetrug dieses Jahrhunderts", erklärte die 44jährige Globalisierungskritikerin letzte Woche auf einer Konferenz in Neu Delhi. "Alle fünf Jahre Wahlen zu veranstalten bedeutet nicht zwingend, daß unser Land sich einer Demokratie erfreut." Die Vorstellung von Indien als der größten Demokratie der Welt sei eine "irrtümliche Annahme", zitierte die Times of India Roy. "Es ist nur für einige Leute eine Demokratie, nur für Reiche, Mächtige und die Elite", erklärte sie mit Blick auf ein umstrittenes Staudammprojekt am Narmada-Fluß. Im April hatte sie auf einer Konferenz in New York Indien als "undemokratisches Land" bezeichnet.


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