© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/06 28. Juli / 04. August 2006

Familienkrach
Konservatismus: Jung-Weikersheim lädt Weißmann aus
Marcus Schmidt

Im konservativen Lager knirscht es gewaltig: Die Nachwuchsorganisation des Studienzentrums Weikersheim, Jung Weikersheim, hat den konservativen Historiker Karlheinz Weißmann von einem geplanten Seminar zum Thema Konservatismus ausgeladen. Weißmann sollte auf der für Mitte September geplanten Veranstaltung über die Konservative Revolution referieren.

Als Begründung für die überraschende Ausladung, die Weißmann in der vergangenen Woche erreichte, seien ihm "organisatorische Gründe" genannt worden, sagte er der JUNGEN FREIHEIT. Doch der Historiker vermutet politische Gründe und inhaltliche Differenzen hinter der Ausladung. Eine Auffassung, die das zuständige Vorstandsmitglied von Jung-Weikersheim, Daniel Krieger, gegenüber der JF bestätigte. Demnach hätten unter anderem "neuheidnische Strömungen" im Umfeld des Instituts für Staatspolitik, dem Weißmann verbunden ist, zu der Entscheidung geführt. Druck von außen habe dabei keine Rolle gespielt. "Wenn wir etwas durchboxen wollen, boxen wir es auch durch", sagte Krieger. Doch auch Weikersheim-Präsident Bernhard Friedmann hat nach eigenen Angaben dem Nachwuchs geraten, Weißmann von der Rednerliste zu streichen. Daß dabei die Befürchtung eine Rolle gespielt habe, das Studienzentrum könnte bei einem Auftritt des konservativen Historikers bei seiner Nachwuchsorganisation Sponsoren verlieren, bezeichnete Friedmann als "großen Unfug". Seine Einrichtung finanziere sich allein durch Mitgliedsbeiträge und Spenden.

Mit der Ausladung ist zwischen "Weikersheim" und "Schnellroda" (dem Sitz des Instituts für Staatspolitik) ein Streit offen ausgebrochen, der offenbar schon länger in der Luft lag und dessen Ursachen in unterschiedlichen Ausrichtungen und politischen Strategien liegen. Während den einen das Studienzentrum zu CDU-nah ist - Friedmann etwa saß von 1976 bis 1990 für die Union im Bundestag -, mutet den anderen der Aktivismus des Instituts zu "revolutionär" an.

Trotz aller Differenzen: Klaus Hornung, Vorstandsmitglied des Studienzentrums, hofft, daß beide Seiten bald zu einem Gespräch zusammenfinden.


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