© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/06 28. Juli / 04. August 2006

Frisch gepresst

Globalisierung. Viele Regalmeter kann man wohl inzwischen mit Analysen und Beurteilungen über Segen und Fluch der Globalisierung füllen. Diese Erkenntnis hat auch die an der Georgetown Universität in Washinton lehrende Wirtschaftswissenschaftlerin Pietra Rivoli bewogen, dem Batzen nicht noch eine weitere theoriesatte Schwarte hinzuzufügen, sondern sich dem Thema auf für den Leser etwas bekömmlichere Weise zu nähern. Als Anschauungsobjekt hat die keinesfalls als globalisierungskritisch einzustufende Ökonomin ein buntbedrucktes T-Shirt gewählt, das sie auf der Touristenmeile in Fort Lauderdale aus einem Grabbeltisch herauszieht. Mit detektivischem Spürsinn macht sie sich auf die Suche nach der Fabrikationskette bis hin zum Baumwollfeld und macht dabei eine Reise quer über die Kontinente. In der amerikanischen Sachbüchern oft innewohnenden narrativen Weise schafft Rivoli, immer wieder kleine ökonomische Exkurse einwebend - eine höchst lesenswerte Einführung in das kleine Einmaleins der Weltwirtschaft. Damit kommt ihr auf jeden Fall das Verdienst zu, das an sich trockene Feld der internationalen Wirtschaftspolitik auch für die Hängematte erschlossen zu haben (Reisebericht eines T-Shirts. Ein Alltagsprodukt erklärt die Weltwirtschaft. Econ Verlag, Berlin 2006, broschiert, 335 Seiten, 16 Euro).

Mehr Einfachheit. Viele erinnern sich bestimmt an die Häme, der Friedrich Merz ausgesetzt war, als er eine "Steuererklärung auf dem Bierdeckel" prognostizierte. Der Münsteraner Volkswirt und ehemalige Generalsekretär der "Fünf Weisen", Ulrich van Suntum, zeigt sich davon allerdings unbeeindruckt und weist mit seinem "Masterplan Deutschland" (Mit dem Prinzip Einfachheit zurück zum Erfolg. C.H. Beck Verlag, München 2006, broschiert, 149 Seiten, 14 Euro) in dieselbe Richtung. In neun Kapiteln umreißt er klar verständlich die Reformbaustellen und wie durch eine strukturelle Vereinfachung Hemmnisse beseitigt werden könnten. Neben Steuerreform und dem allseits beschworenen "Bürokratieabbau", der aber gerade durch immer neue Behörden (Verwaltung des "Gesundheitsfonds", Antidiskriminierungsstellen etc.) konterkariert wird, prangert van Suntum auch das Berater-Unwesen an. Sprengstoff dürfte sein Ansatz beeinhalten, das Krankenversicherungssystem vollkommen zu entstaatlichen.


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