© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/06 28. Juli / 04. August 2006

Aus-Reisezeit:
Deutsche Emigration heute
Christoph Martinkat

Jährlich verlassen rund 150.000 Deutsche ihr Heimatland. Ende der 80er Jahre waren es kaum halb so viel. Zumeist wandern jüngere Menschen aus, in der Hoffnung auf eine sichere Zukunft, die ihnen in Deutschland niemand mehr bieten kann. Während die Politik an Reförmchen und Kompromißformeln herumwerkelt, um die junge Generation in Lohn und Brot zu bringen und den Geburtenrückgang zu stoppen, wirbt sie zugleich für den Auslandstrip ohne Rückfahrschein. Ratlosigkeit allenthalben. Das Thema "Auswanderung" trifft den Nerv der Zeit. Für die verschiedenen TV-Anstalten ist das Anlaß genug, sich des potentiellen Quotenrenners anzunehmen.

Drei verschiedene Formate zum Auswandern

Derzeit gibt es gleich drei verschiedene TV-Formate dazu: eine zweiteilige ARD-Dokumentation ("Deutschland ade", 31. Juli u. 7. August, jeweils 21 Uhr), eine Reportage-Reihe auf Pro Sieben ("Die Auswanderer", Teil 4: Aus Schwaben nach Schweden, 2. August, 22.10 Uhr) sowie eine Doku-Soap auf Kabel 1 ("Mein neues Leben", Teil 5: Auf nach Andalusien, 3. August, 20.15 Uhr). Die meisten Auswanderer-Geschichten gehen in etwa so, wobei Namen und Orte austauschbar sind: Aus dem Schwarzwald reisen Petra und Ulli mit ihren Kleinkindern nach Neuseeland aus. Ein Zeitungsartikel hat ihnen den entscheidenden Wink gegeben, denn Petras Beruf, Bautechnikerin, ist gesucht in Neuseeland. Dennoch bleibt ein Risiko: Sie brechen auf, ohne Wohnung, ohne Job und ohne Sprachkenntnisse. Wie die TV-Quoten belegen, sind vor allem 14- bis 40jährige von solchen Geschichten angetan. Sie wollen unbedingt wissen, wie diese ausgehen - weil sie am Ende hinterhergehen?


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