© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/06 18. August 2006

Die Würfel sind gefallen
von Paul Rosen

Alea iacta est. Die Würfel sind gefallen. Noch sind Berliner Bedenkenträger unterwegs und warnen vor Situationen, daß deutsche auf israelische Soldaten schießen könnten. Aber intern haben sich Kanzlerin Angela Merkel, SPD-Chef Kurt Beck und CSU-Chef Edmund Stoiber verständigt, daß deutsche Soldaten an der UN-Friedensmission im Libanon beteiligt sein werden.

7.700 deutsche Soldaten stehen derzeit bereits im Auslandseinsatz, die Grenze der Belastungsfähigkeit ist nach Auffassung der meisten Fachleute längst erreicht. In der Truppe sind Ärzte und Sanitäter knapp, das Material ist hoffnungslos veraltet. Dennoch plant die Große Koalition einen Nahost-Einsatz im großen Stil. Frankreich hat 4.000, Italien 3.000 Soldaten für die Friedenstruppe angeboten. Da Merkel im Konzert der europäischen Mächte gut hörbar mitspielen will, dürfte sich der deutsche Beitrag in ähnlicher Größenordnung bewegen. Von einer Brigade (bis zu 3.000 Soldaten) ist die Rede.

Damit begibt sich die Koalition in eine neue militärische Dimension. Zum ersten Mal werden deutsche Soldaten in ein Kampfgebiet geschickt. Im Vergleich dazu waren und sind die Einsätze auf dem Balkan und in Afghanistan ein Kinderspiel. Bundeswehr-Einheiten werden schwerbewaffneten Hisbollah-Kämpfern gegenüberstehen, deren Entwaffnung das Mandat der Vereinten Nationen gar nicht vorsieht. Was hier stattfindet, erinnert an die Kreuzzüge früherer Jahrhunderte. Und ein Blick ins Geschichtsbuch zeigt, daß die Kreuzzüge ein jämmerliches Ende nahmen.


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