© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/06 18. August 2006

Zeitschriftenkritik: Vobiscum
Spirituelle Vollwertkost
Georg Alois Oblinger

Die deutschen Bistumszeitungen sind nicht mehr das, was sie einmal waren. Erst kürzlich erhielt eine Leserin auf ihre Anfrage, ob denn Jesus Geschwister hatte, von einer katholischen Bistumszeitung die Antwort, daß Jesus Geschwister hatte, sei eine genuin protestantische Auffassung, die sich auch unter katholischen Theologen immer mehr durchzusetzen beginne. Kein Wort darüber, daß die 1854 dogmatisierte Jungfräulichkeit Mariens zum festen Glaubensgut der Kirche gehört!

Auch wenn Dogmen nicht direkt geleugnet werden, so werden doch unbequeme Glaubenswahrheiten von den deutschen Bistumszeitungen gerne ignoriert. Der seichte Kurs umgeht "heiße Eisen", um nur ja niemanden zu verprellen, und beschränkt sich meist auf karge spirituelle Kost.

Einen wirklich alternativen Weg geht seit einigen Jahren das Erzbistum Vaduz, welches flächenmäßig mit dem Fürstentum Liechtenstein übereinstimmt. Unter der Schriftleitung von Erzbischof Wolfgang Haas erscheint zweimonatlich das Publikationsorgan Vobiscum - stets eingeleitet von einem Editorial des Erzbischofs, der für seine konservative und kirchentreue Haltung bekannt ist. Jedes Heft umfaßt 64 Seiten, von denen vier den amtlichen Verlautbarungen vorbehalten sind. Auf den übrigen Seiten wird eine spirituelle Vollwertkost geboten, die dem interessierten Katholiken zu einem Leben aus dem Glauben verhelfen will.

Unter den Autoren taucht auch immer wieder Gerd-Klaus Kaltenbrunner auf. Allein dieser Name bürgt für Qualität. In der aktuellen Ausgabe schreibt er über das Wesen heiliger Kunst. Diese dient in erster Linie der Liturgie und schafft den Rahmen für deren würdigen Vollzug. Sie verweist stets auf das Himmlische und hat im Idealfall dort auch selbst ihren Ursprung. Ausführlich geht Kaltenbrunner auf die Legende des "Volto Santo" ein, das nicht von Menschenhand gemacht ist und uns das wahre Antlitz Christi zeigt.

In einer Betrachtung zum Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel erläutert Pfarrer Guido Rodheudt "Warum der Weg nicht das Ziel ist". Die Artikelreihe über die Zehn Gebote ist nun beim achten angelangt: "Du sollst kein falsches Zeugnis geben." Ein weiterer spiritueller Artikel beschreibt den christlichen Wissensdrang in der Spannung zwischen Unwissenheit und Vorwitz.

Einen mutigen Artikel hat auch Manfred Hauke beigesteuert, der sich mit der Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zur heiligen Kommunion beschäftigt. Hauke wirbt für die Position des kirchlichen Lehramtes, indem er den Sinn der Sakramente verdeutlicht und deren biblische Grundlegung aufweist. Ferner verweist er auf die relevanten kirchlichen Lehrschreiben.

Dem hochwertigen Inhalt des Vobiscum entspricht die äußere Gestaltung, die dem Leser bedeutende Werke der christlichen Kunst vor Augen stellt.

Vobiscum, Publikationsorgan des Erzbistums Vaduz, kann bezogen werden über die Erzbischöfliche Kanzlei Schellenberg, Dorf 35, Postfach 14, FL 9488 Schellenberg, Tel. 04 23 / 3 70 16 75, Fax. 04 23 / 3 70 16 77.


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