© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/06 18. August 2006

Frisch gepresst

Heinrich Heine. Zum 150. Todestag Heinrich Heines in diesem Jahr war einiges zu befürchten, was bei der immer noch herrschenden bundesdeutschen Neigung zur Gegenidentifikation auch mutig die Grenze zum Kitsch überschreiten würde. Doch ungeachtet solcher, tatsächlich in reicher Zahl zu registrierender autochthoner Ausrutscher im Jubeljahr gebührt die silberne Zitrone diesmal einem Ausländer. Denn der israelische Autor Yigal Lossin faßt seine Biographie "Heinrich Heine. Wer war er wirklich?" (Melzer Verlag, Neu Isenburg 2006, 671 Seiten, Abbildungen, gebunden, 24,95 Euro) in einem Geist unkritischer Bewunderung ab, wie er ganz und gar nicht zu einem politischen Lyriker und Publizisten passen will, der fortwährend als satirisch-spöttischer Großmeister und Opponent des "reaktionären" Zeitgeistes der Metternich-Ära herausgestellt wird. Soviel Affirmation, wie sie Lossin dem Leser zumutet, war Heines Sache nie. Wenn man dann im Literaturverzeichnis auch noch bestätigt bekommt, was bei der Lektüre sofort auffällt: daß Lossin die ebenso umfangreiche wie kritische germanistische Heine-Forschung, an ihrer Spitze Klaus Briegleb, um der vornehmlich jüdisch-israelischen Adoranten-Literatur willen ausklammert, dann sollte sich von seinem Opus nur angesprochen fühlen, wen es partout nach Heldenverehrung eines "Dichter-Propheten" verlangt.

Intellektuellendiskurse. Hinter dem eher faden Sammelbandtitel "Reichweiten der Verständigung. Intellektuellendiskurse zwischen Nation und Europa" (Matthias Schöning, Stefan Seidendorf, Hrsg., Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2006, 293 Seiten, gebunden, 35 Euro) verbergen sich zunächst einmal einige Titel, die ins Umfeld der Konservativen Revolution führen. So widmet sich Schöning "Ernst Jüngers Stereoskopie des Nationalismus", Ingo Stockmann thematisiert Jüngers "Weltbürgertum", Cornelia Blasberg führt auf dem Pfad der "Europapoesie" hin zum George-Kreis, und Peter Hoeres beschäftigt sich mit dem Verhältnis von "Nationalismus, Europäismus und Universalismus" in den "Diskursen des Ersten Weltkrieges". Irgendwie mißlungen ist hingegen Ulrich Bielefelds Beitrag über "Schuld und Kollektivität", ausgehend von Ernst von Salomons "Fragebogen". Allesamt blaß bleiben auch vier Erörterungen, die die "Europäisierung nationaler Vergangenheiten" angehen, dabei fest die Dauermalaise "Legitimation der europäischen Integration" ins Auge fassend, ohne mehr zu beschreiben als die fortdauernde Hilflosigkeit an diesem Brüsseler Sorgenherd.

Heimatrecht. Wie kaum ein anderer bezieht der Genfer Völkerrechtler Alfred M. de Zayas unentwegt gegen weltweites Vertreibungsunrecht Stellung - nicht nur als Philanthrop, sondern weil er mit der Beeinträchtigung von Seßhaftigkeit die Grundlage des Völkerrechts überhaupt in Frage gestellt sieht. Seine Argumentation hat die Österreichische Landsmannschaft nun mit de Zayas Rede zum Tag der Heimat 2004 dokumentiert (Wer hat Anspruch auf Heimatrecht? Eckartschrift 181, Wien 2006, 30 Seiten, broschiert, 3 Euro).


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