© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/06 25. August 2006

Ausgebootet
von Holger Wartz

Delmenhorst sagt nein!" lautete die Parole. Wozu? Zum Kauf eines leerstehenden Hotels durch den als "Neonazi-Anwalt" bekannten Jürgen Rieger. Wochenlang berichteten die Medien über Delmenhorst. Eine Bürgerinitiative sammelte Geld, um das Kaufangebot Riegers zu überbieten. Die Stadt Delmenhorst sollte ebenfalls dazu gedrängt werden, Geld für den Kauf bereitzustellen.

Längst ist von einer "Masche" die Rede, nach der "Rechtsextremisten" und "Immobilienhaie" zusammenarbeiteten. Diese funktioniere so: Die Extremisten äußern öffentlich ein Kaufinteresse an einer Immobilie, das ruft linke Protestler auf den Plan, die wiederum setzen die Kommune unter Druck, das Gebäude selbst zu kaufen, um das Geschäft mit "den Rechten" zu verhindern. Gewinner einer solchen Vorgehensweise sind der Immobilienverkäufer und der Rechte. Der Verkäufer wird sein Objekt zum Bestpreis los und überweist dem rechten Kaufinteressenten großzügig einen Teil seines Gewinns als Spende. Ein genialer Coup auf Kosten der Allgemeinheit.

Die Medien loben indes diese Form des "Widerstandes" gegen Rechts. Doch was ist tatsächlich passiert? Wie es aussieht, sind es ausgerechnet die Mechanismen der Empörung, der Erpressung und des öffentlichen Drucks, die die "Zivilgesellschaft" an ihre eigenen Grenzen führen. Ihre gedankenlose Dauermobilisierung füllt die Taschen ihrer Feinde. In Rieger & Co. hat der Aufstand der Anständigen seine Meister gefunden.


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