© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/06 01. September 2006

Meldungen

Interkontinentalraketen gegen Terroristen

WASHINGTON. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat sich für den Einsatz von ballistischen Interkontinentalraketen im Kampf gegen Terroristen ausgesprochen. Dazu müßten jedoch die atomaren Sprengköpfe der Raketen durch konventionelle ersetzt werden, erklärte Rumsfeld letzten Sonntag im Anschluß an ein Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Iwanow in Fairbanks/Alaska. Ohne Nuklearkopf wäre der Raketeneinsatz weniger folgenschwer und daher eher vorstellbar, um gegen gefährliche Terrorgruppen schnell und präzise vorzugehen. Er hoffe, daß Moskau ähnliche Überlegungen anstellen werde, so Rumsfeld weiter. Künftige russische oder US-Regierungen wären in einigen Jahren möglicherweise dankbar, wenn sie gegen eine Terrorgefahr mit Massenvernichtungswaffen eine solche nicht-atomare Option hätten. Iwanow äußerte hingegen Bedenken. Es seien andere Lösungen denkbar, beispielsweise der bislang verbotene Einsatz von Mittelstreckenraketen.

 

Saudi-Arabien fördert radikale Islamisierung

LONDON. "Der Krieg gegen den Terror hat zu einer zunehmenden Islamisierung der Region geführt", erklärte die aus Saudi-Arabien stammende Soziologin Mai Yamani in der Zürcher Weltwoche. Das irakische Regime sei hingegen ein weltliches gewesen, ebenso wie auch das syrische. "Nie zuvor hat man im Nahen Osten so viele bärtige, turbanbekleidete Männer und verschleierte Frauen gesehen wie heute", so die Wissenschaftlerin vom Londoner Chat-ham House. "Der Iran ist schiitischer denn je, Saudi-Arabien ist wahhabitischer denn je, und beide mißtrauen sich gegenseitig zutiefst", warnte Yamani. In der früheren Verfassung des Irak sei die Scharia bloß eine Quelle der Gesetze unter anderen gewesen, jetzt sei sie die einzige. Auch unter den britischen Muslimen gebe es eine zunehmende Islamisierung. Der Grund liege in den Moscheen und den Erziehungssystemen, die nach Europa exportiert worden seien, etwa "dasjenige der Wahhabiten aus Saudi-Arabien, das direkt oder in modifizierter Form via Pakistan in die europäischen Moscheen eingeführt wurde".

 

Südafrika unterstützt iranische Atompolitik

PRETORIA. Südafrika erwägt die Wiederaufnahme der Uran-Anreicherung. Die Regierung wolle prüfen, ob das Vorhaben wirtschaftlich sei, erklärte Energieministerin Buyelwa Sonjica letztes Wochenende. Man werde weiter auf Atomkraft setzen, denn das Landes benötige mindestens 5.000 Megawatt Strom zusätzlich. Das entspräche fünf bis sechs Atomkraftwerken. Südafrika hat bisher nur das bei Kapstadt stehende AKW Koeberg und einen Forschungsreaktor bei Pretoria. Südafrika hatte dafür zu Apartheid-Zeiten bereits Atombomben gebaut. Südafrika unterstützt die iranische Atompolitik und beharrt darauf, daß das Land ein Recht auf die friedliche Nutzung der Nuklearenergie habe. Der iranische Außenminister Manouchehr Mottaki hatte kürzlich Südafrika besucht und für sein Atomprogramm geworben.


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