© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/06 08. September 2006

Meldungen

Sinn: Das deutsche Modell wird aussterben

MÜNCHEN. Der Münchener Ökonom Hans-Werner Sinn sieht in der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) eine Ursache für den Geburtenrückgang. "Sie sozialisiert die Früchte der Investition in die eigenen Kinder, weil sie die Beiträge, die diese Kinder als Erwachsene zur Versorgung der Alten zur Verfügung stellen, unter allen alten Menschen, auch den Eltern anderer Kinder und den Kinderlosen, verteilt", erklärte der Chef des ifo-Instituts in der Wirtschaftswoche (35/06). Die Menschen hätten gelernt, "daß man besser fährt, wenn man sich im Alter von den Kindern anderer Leute ernähren läßt, anstatt selbst Kinder großzuziehen". Kinderlosigkeit sei vorübergehend recht angenehm für ein Volk: "Die Kraft der Frauen wird für die Erzeugung von Markteinkommen verwendet, und der Lebensstandard vervielfacht sich." Investitionen in die Zukunft wichen dem Gegenwartskonsum. "Freilich kann sich ein Volk eine solche Party nur einmal leisten", so Sinn. Danach müsse die Zeche bezahlt werden: "Rentenkrise, Altersarmut und wirtschaftliche Stagnation sind die unvermeidbaren Konsequenzen einer abnehmenden Kinderzahl." Schon heute sei absehbar, "daß das deutsche Modell mit den Deutschen sterben wird".

 

Klimawandel I: Erneute deutsche Teilung droht

HAMBURG. Deutschland wird wegen des Klimawandels als Folge des Treibhauseffekts künftig erneut zweigeteilt: Die neue "Klimagrenze" etwa entlang des früheren innerdeutschen Todesstreifen spaltet das Land in einen gemäßigt maritimen Westen und einen gemäßigt kontinentalen Osten. Der Westen werde tendenziell feuchter, der Osten trockener, prognostiziert des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie (MPI-M). Die Hitzewellen vom Juli und der Rekordsommer 2003 gelten den MPI-M-Forschern als Vorboten einer Zunahme extremer Wetterereignisse. In den Wintermonaten soll es laut MPI-M in ganz Deutschland wärmer werden. Die neuen Wärmepole würden der Oberrhein und Breisgau, das Allgäu sowie die Oberpfalz. In Süd-, Südwest und Nordostdeutschland sinken die Regenmengen um ein Drittel, Dürren würden verschärft und die Waldbrandgefahr erhöht. In den regenreicheren Wintern drohen dagegen Überschwemmungen. Bislang fiel ein Drittel der Niederschläge als Schnee, das soll sich auf ein Sechstel verringern.

 

Klimawandel II: Auch Nordsee wird wärmer

HAMBURG. Der Klimawandel hat auch die Nordsee erreicht: Mit 1,7 Grad über den Durchschnittswerten sei die Nordsee rekordverdächtig aufgeheizt, erklärte letzte Woche Gerd Becker vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) nach der Rückkehr von einer Forschungsfahrt. Entlang den Küsten in der Deutschen Bucht lägen die Temperaturen derzeit drei Grad über den üblichen Durchschnittswerten von 17 Grad. Die BSH-Forscher hatten erwartet, daß die seit 1988 anhaltende Warmphase der Nordsee längst von einer Kaltphase abgelöst würde. Messungen hätten aber den drittwärmsten Juli seit 1968 ergeben. Das warme Wasser habe Auswirkungen auf Fische und Pflanzen. Makrelen nutze die Wärme, der Kabeljau dagegen würde vertrieben.

 

ZAHL DER WOCHE

Über 63 Milliarden Euro wurden seit 1949 bis Juli 2006 von der Bundesrepublik Deutschland an Wiedergutmachung für NS-Unrecht gezahlt. In der Summe enthalten ist die NS-Zwangsarbeiterstiftung von 2000, die mit 5,16 Milliarden Euro ausgestattet wurde. (Quelle: Auswärtiges Amt)


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