© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/06 08. September 2006

"Der Verschwörer heißt Bush"
Interview: Der Politologe und Publizist Thierry Meyssan bezweifelt die offizielle Version des 11. September 2001
Ivan Denes

Herr Meyssan, Sie sind einer der bekanntesten Autoren, die im Zusammenhang mit dem 11. September 2001 von einer Verschwörung sprechen. Akzeptieren Sie den Begriff "Verschwörungstheoretiker"?

Meyssan: Nein, keinesfalls. Ich bin der Überzeugung, daß es nur einen einzigen Verschwörer gibt: George Bush. Er kolportierte die Theorie einer weltweiten islamischen Verschwörung, die die abendländischen Länder bedroht. Ich habe mich darauf beschränkt, die Widersprüche in der Theorie des Herrn Bush herauszuarbeiten und zu fordern, daß eine juristische Untersuchung auf internationaler Ebene stattfindet.

Seit Ihrem Buch "Der inszenierte Terrorismus" gelten Sie als einer der führenden Köpfe unter denjenigen, die die offizielle Darstellung der Ereignisse des 11. Septembers 2001 anzweifeln. Auch in Deutschland gibt es Publizisten, die sich damit beschäftigen, etwa der ehemalige WDR-Redakteur Gerhard Wisnewski, der ehemalige "taz"-Journalist Mathias Bröckers oder der frühere SPD-Bundesminister Andreas von Bülow. Wie stehen Sie zu diesen Autoren?

Meyssan: Ich kenne persönlich Andreas von Bülow, für den ich die allergrößte Bewunderung und Hochachtung habe, und ich habe auch Herrn Wisnewski getroffen, mit dem ein grundsätzlicher Konsens existiert.

In Ihrem Buch vertreten Sie die Ansicht: "Kein Flugzeug traf das Pentagon!" Könnten Sie die Indizien zusammenfassen, die Ihre These untermauern?

Meyssan: Meist wird der Eindruck erweckt, "Der inszenierte Terrorismus" beschäftige sich allein mit dem 11. September 2001. Tatsächlich aber befaßt sich dieses Buch mit einem breiteren Themenkreis. Der erste Teil behandelt den Anschlag vom 11. September, der zweite die innere Entwicklung des Regimes in den Vereinigten Staaten und der dritte die Entwicklung der internationalen Politik dieses Regimes.

Im Mittelpunkt steht jedoch Ihre Pentagon-These, die Sie in Ihrem zweiten Buch "Pentagate", eine Verschränkung aus den Worten Pentagon und Watergate, noch vertiefen.

Meyssan: "Pentagate" war eigentlich eine Antwort auf die Polemiken, die gegen den ersten Abschnitt von "Der inszenierte Terrorismus" veröffentlicht wurden. Ich habe darin dargestellt, daß es völlig unmöglich ist, daß sich, wie offiziell behauptet, der Flug American Airlines 77 - eine Boeing 757 - auf das Pentagon gestürzt hätte. Gleichzeitig habe ich in "Pentagate" eine neue Hypothese formuliert, um zu erklären, was statt dessen tatsächlich geschehen ist. Aufgrund der Indizien, die zur Verfügung stehen, bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß der Anschlag durch eine Rakete erfolgt ist.

Sie verweisen zum Beispiel darauf, daß die Aufnahmen der Überwachungskameras des Pentagon, die den ganzen Vorgang aufgenommen haben, nicht vollständig veröffentlicht worden sind.

Meyssan: Als ich "Pentagate" veröffentlichte, hat das Pentagon einige Fotografien verbreitet, die eigentlich Auszüge aus dem Film einer Überwachungskamera sind. Der ganze Film wurde erst im Mai dieses Jahres freigegeben. Was hochinteressant ist: Jedermann kann sehen, daß es da kein Flugzeug gibt. Das, was man sehen kann, entspricht dagegen vollkommen meiner Erklärung des Vorganges, das heißt es belegt den Einschlag einer Rakete oder eines Marschflugkörpers.

Aber wie erklären Sie die Existenz von Todesscheinen der Passagiere des betreffenden Fluges?

Meyssan: Die Frage der Opfer ist von größter Bedeutung. Als ich meine These erstmals darstellte, gab es einen Aufschrei: Ich hätte keinen Respekt vor den Opfern. Heute aber teilt eine großer Teil der Familien der Opfer meine Ansicht. Und sie haben sich offen gegen die Autorität des Pentagon gewendet, das die Unverfrorenheit hatte, ihnen die Urnen mit der vermeintlichen Asche der Verschwundenen zuzustellen. Der Chefarzt des Pentagon ist schon von früher im Zusammenhang mit gefälschten Todesscheinen bei Opfern der Golfkriegs-Syndrom bekannt geworden. Die Todesscheine des 11. September weisen aus, daß die Opfer entweder aufgrund der Fingerabdrücke identifiziert wurden oder aufgrund von DNS-Spuren. Gleichzeitig jedoch erklärten uns die Vertreter des Pentagon auf einer Pressekonferenz, daß man keine größeren Teile des Flugzeuges gefunden habe und dies auf die sehr hohe Temperatur zurückzuführen sei, die beim Verbrennen des Treibstoffes entstanden war, so daß das gesamte Flugzeug sich in Gas verwandelt haben soll. Also will man uns glauben machen, daß menschliche Körper, die sich in einem Flugzeug befanden, das sich in Gas verwandelt habe, in solchem Maße unversehrt geblieben sind, um ihnen die Fingerabdrücke abzunehmen. Es ist wirklich empörend, was man da den Familien der Opfer aufgetischt hat!

Aber die Leute sind tatsächlich verschwunden ...

Meyssan: Jawohl, sie sind verschwunden, da sind wir ganz einer Meinung. Aber all das bekundet keinen besonderen Respekt gegenüber den Familien der Opfer.

Es gibt Zeugen, die behaupten, sie hätten das Flugzeug gesehen.

Meyssan: Keineswegs. Ich habe im Anhang zu meinem Buch die wichtigsten Zeugenaussagen aufgenommen, die von der Presse in den Vereinigten Staaten gesammelt wurden. Und ich stelle fest, daß sämtliche Zeugenaussagen ohne Ausnahme bestätigen, daß es sich nicht um ein Linienflugzeug gehandelt hat. Und ich stelle weiter fest, daß dieselben Zeugen, nachdem sie einige Wochen später zum selben Thema noch einmal befragt wurden, ihre Aussagen geändert haben, damit sie konform gehen mit der Version der Regierung.

Sie wollen sagen, daß sie beeinflußt, daß sie unter Druck gesetzt wurden?

Meyssan: Jawohl. Übrigens bin ich der Überzeugung, daß es sich hierbei um ein Phänomen handelt, das eintritt, wenn es um tragische Ereignisse geht. Wenn es einen kollektiven Druck in einer gewissen Richtung gibt, neigen die Leute dazu, ihre früheren Aussagen zu ändern. Alle professionellen Ermittler in Strafverfolgungsfällen wissen sehr wohl, daß die ersten Aussagen, die unmittelbar nach dem Ereignis gemacht wurden, der Wahrheit entsprechen und nicht die nachträglich rekonstruierten Aussagen. Und ich möchte noch einmal darauf hinweisen: In Sachen 11. September 2001 gibt es keine einzige Aussage, die von einem Linienflugzeug berichtet! Es gibt nur eine einzige Ausnahme - und die, das muß man wissen, war der Ausgangspunkt für die Version vom Treffer durch ein Flugzeug. Es handelt sich um die Erklärung von Victoria Clark, der Sprecherin des Pentagon. Eine Dame übrigens, die wohlbekannt ist, und zwar durch die Geschichte von den durch irakische Soldaten Saddam Husseins ermordeten Kleinkindern in einem kuwaitischen Krankenhaus, die bekanntlich inzwischen nachweislich als Fälschung entlarvt ist. Clark berichtete, daß am 11. September Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hinunter zum Ort des Anschlages gekommen sei, um den Opfern Hilfe zu leisten. Dabei habe er den ganzen Gang rund um den Pentagon hinter sich bringen müssen, da sein Büro genau am Ende des Gebäudekomplexes liegt. Als er zurückkam, habe Rumsfeld ihr gesagt: "Es war eine Boeing, ich habe es gesehen." Deshalb hat Madame Clark bekanntgegeben, daß es sich um eine Boeing gehandelt habe. Das ist, milde ausgedrückt, erstaunlich.

Sie bezweifeln, daß Rumsfeld hinuntergegangen ist?

Meyssan: Ganz offenbar bezweifle ich das! Zumal sich der Verteidigungsminister unter den gegebenen Umständen nicht für eine Stunde aus seinem Büro absentieren könnte, um den Opfern Hilfe zu leisten. Das gehört nicht zu seinen Aufgaben. Um diese Geschichte aber glaubhaft zu machen, hat das Pentagon ein Foto verbreitet, auf dem man Rumsfeld sieht, wie er sich zurück in sein Büro begibt. Aber wer immer dieses Photo betrachtet, wird erkennen, daß es eine Montage ist, in der die Schatten nicht sachgerecht fallen und auf dem der Anzug von Rumsfeld noch frisch wie vom Schneider erscheint, was keineswegs der Fall gewesen wäre, wenn er sich tatsächlich am Ort des Anschlages aufgehalten hätte. Die ganze Geschichte ist lächerlich.

Sie beschäftigen sich vor allem mit dem Pentagon, wie aber ist Ihre Haltung bezüglich des Anschlags von New York und des bei Shanksville abgestürzten Fluges United Airlines 93?

Meyssan: Ich habe mehrere Hypothesen aufgestellt, und zwar bezüglich die Möglichkeit der Fernsteuerung. Trotzdem habe ich mir Vorwürfe gemacht, daß ich mir im Augenblick der Zerstörung der Türme nicht die Zeit genommen habe, aufmerksamer die Bilder zu studieren. Seitdem habe ich die Arbeiten amerikanischer Kritiker kennengelernt. Diese lassen überhaupt keinen Raum für Zweifel daran, daß die beiden Türme durch Sprengstoffzündungen zerstört wurden. Erstens: Die Dauer bis zum Zusammenbruch der beiden Türme ist geringer als die notwendige Zeit für den tatsächlichen Kollaps eines solchen Baukörpers infolge eines Einschlages aus dieser Entfernung. Daher die Schlußfolgerung: Um die beiden Türme so schnell zum Einsturz zu bringen, sind mehrere Explosionen unabdingbar! Es ist physikalisch gar nicht anders möglich. Das ist eine Tatsache, die nicht zur Debatte stehen kann.

Damit wollen Sie sagen, daß die beiden Türme vermint worden waren?

Meyssan: Absolut. Zweitens: Wenn man die Bilder vom Zusammensturz der Türme aufmerksam betrachtet, sind laterale Explosionen im Inneren der Türme zu sehen, mindestens an fünf verschiedenen Stellen. Zum Zeitpunkt des Erscheinens meines Buches hatten andere schon diese Explosionen bemerkt und über sie gesprochen, während ich selbst sie auf den übertragenen Bildern nicht registriert hatte - obwohl es ganz einfach ist, sie wahrzunehmen. Ich bedaure, daß ich nicht von Anfang an darauf geachtet habe. Aber andere haben es getan, und es kann überhaupt keinen Zweifel daran geben, daß da Sprengstoffe zur Explosion gebracht worden sind.

Sie behaupten also, daß es eine Regierung und einen Geheimdienst gibt, die den Tod von Tausenden eigenen Bürgern in Kauf nehmen?

Meyssan: Hören Sie, die Geschichte ist unglücklicherweise voll mit derartigen Verbrechen. Allerdings schockiert uns der Genozid jedesmal. Glücklicherweise schockiert er uns, aber seien wir nicht blauäugig, das ist nichts Neues.

Eine derartige Verschwörung hätte Dutzende und Dutzende Helfer benötigt. Hätte es da nicht schon längst einen Zeugen geben müssen, der auspackt ?

Meyssan: Die Vereinigten Staaten haben Erfahrung darin, groß angelegte Operationen durchzuführen und diesbezüglich das Geheimnis über eine lange Zeitspanne zu bewahren. Zum Beispiel erinnert man sich an die Operation "Manhattan" zur Herstellung der ersten Atombombe. Da waren Zehntausende von Menschen beteiligt, und das Geheimnis wurde über lange Zeit gehütet. Weiter haben wir bei dieser Operation eine große Anzahl von Einzelheiten, die nur langsam, schrittweise offenbar werden. Man kann nicht sagen, daß nichts zum Vorschein gekommen wäre. In diesem Zusammenhang muß ich feststellen, daß mehrere militärische Persönlichkeiten oder Verantwortliche in der Verwaltung des Herrn Bush zu den besagten Vorgängen ihr Unbehagen öffentlich bekundet haben. Sie haben keine Einzelheiten genannt, aber es reicht aus, anzuhören was sie gesagt haben. Es gibt eine Gruppe höherer Offiziere, die mehrere Pressekonferenzen einberufen und über Einzelheiten berichtet haben, etwa über das unbemannte Drohnen-Aufklärungssystem "Global Hawk", sprich wie man es bewerkstelligt, ein Flugzeug aus der Entfernung zu steuern. Hören wir ihnen doch zu, anstatt die Ohren zu verschließen! Es gibt einen Mann, der über Jahre hinweg beauftragt war, das tägliche Briefing für den Präsidenten auszuarbeiten, der heute das gleiche sagt, was wir Kritiker sagen.

Ist der Name dieser Person bekannt?

Meyssan: Es ist Henry McGovern. Er hat über die Geheimdienste geschrieben, und er erläutert - für jeden, der es hören will -, wie all dies intern konzipiert wurde. Es sind also bedeutende Leute, die uns sagen, daß eine Verschwörung innerhalb der Vereinigten Staaten stattgefunden hat, und nicht von außen hineingetragen wurde.

Osama bin Laden hat sich öffentlich zu den Anschlägen bekannt, er hat vom großen Sieg seiner Organisation gesprochen.

Meyssan: Der Fall von Osama bin Laden ist sehr interessant. Es handelt sich um eine Marionette ganz besonderer Art. Man muß seine ganze Geschichte kennen. Osama bin Laden war ein saudischer Milliardär, ein "golden boy". Er wurde in Beirut in den siebziger Jahren von Zbigniew Brzezinski, damals Sicherheitsberater der US-Regierung, rekrutiert. Brzezinski hat ihn dann in die Vereinigten Staaten gebracht, er wurde mitverantwortlich für die Operationen in Afghanistan. Danach sahen wir diesen Herrn bin Laden in Bosnien-Herzegowina in der Umgebung von Präsident Alija Izetbegović. Zu jener Zeit war der Sonderberater Izetbegovićs ein gewisser Richard Perle, der gegenwärtige Pentagon-Berater. Dort sahen wir Osama bin Laden die sogenannte "Arabische Legion" aufstellen, die Teil der bosnischen Armee wurde, danach sahen wir die Männer von Osama bin Laden in den tschetschenischen Konflikt gegen die russische Regierung eingreifen. Bei Osama bin Laden handelt es sich also um einen Agenten der Vereinigten Staaten, der nie, aber wirklich nie, etwas gegen seinen Arbeitgeber unternommen, sondern dessen Interessen treu gedient hat. Im Augenblick des Anschlages vom 11. September hat das Pentagon eine Videocassette von ihm veröffentlicht, deren Ursprung unbekannt geblieben ist und deren Urheberschaft zurückgeht auf die obskure Sekte der "Taliban", die eigentlich Videocassetten verbietet. Auf diesem Band übernimmt er die Verantwortung für die Anschläge.

Sie wollen sagen, alles gefälscht?

Meyssan: Dieser Herr tritt auf, um die Version der Regierung der Vereinigten Staaten zu bestätigen, und keineswegs aus persönlichen Gründen. Wo immer ich mich in der arabischen Welt aufhalte und diese Geschichte erzähle, stoße ich auf Überraschungen. Die Leute betrachten bin Laden als einen Kriminellen, sie verabscheuen ihn, aber gleichzeitig bewundern sie ihn als einen Mann, der in der Lage war, eine große Operation gegen die Vereinigten Staaten aufzuziehen. Ich werfe dann ein, daß Osama bin Laden nie, aber wirklich nie, die Interessen der moslemischen Welt verteidigt hat. Und der beste Beweis dafür ist, daß er nie interveniert hat, um das palästinensische Volk zu retten, obwohl dies heutzutage das zentrale Problem der gesamten islamischen Welt ist.

 

Thierry Meyssan, Jahrgang 1957, gehört zu den bekanntesten "Kritikern" bzw. "Verschwörungstheoretikern" - je nach Ansicht - bezüglich der Vorgänge vom 11. September 2001. Der französische Politikwissenschaftler, Journalist und Publizist, Mitglied der gemäßigten Linksradikalen Partei, erarbeitete mit seinem Befund zum Anschlag auf das Pentagon die Grundlage für viele weitere Buchautoren, die die Ereignisse dieses Tages in Zweifel ziehen. Weitere Informationen in französischer Sprache unter www.voltairenet.org/fr

 

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