© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/06 15. September 2006

ZWISCHENRUF
Journalistisch unanständig
Marcus Schmidt

Glaubt man den Meldungen der vergangenen Tage, ziehen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern grölende NPD-Horden durch die Straßen und schlagen jeden nieder, der sich als politisch Andersdenkender zu erkennen gibt. Und in der Tat hat es zahlreiche Fälle gegeben, in denen mutmaßliche NPD-Anhänger den Wahlkampf anderer Parteien behindert haben oder sogar gewalttätig geworden sind. In Berlin wurden dabei zwei Plakatierer der SPD schwer verletzt. Zu Recht haben die Medien diese Fälle aufgegriffen und ausführlich darüber berichtet.

Indes: Die politisch motivierte Gewalt ist - auch in diesem Wahlkampf - kein Privileg "der Rechten". Davon zeugt etwa der Überfall auf einen Wahlkampfstand der Republikaner in Berlin - unter den Augen der Polizei (JF 37/06). Allerdings fand dieser Vorfall trotz zweier Verletzter keinen nennenswerten Niederschlag in den Medien, obwohl der Überfall von sogenannten "Antifaschisten" bestens geplant war und mit äußerster Brutalität ausgeführt wurde.

Aber solche Fälle passen nicht ins Konzept. Denn die einseitige - und journalistisch unanständige - Berichterstattung ist selbst Teil der politischen Auseinandersetzung. Schon jetzt wird der Boden bereitet für Forderungen nach vielen neuen Millionen Euro im "Kampf gegen Rechts". Da würde es nur stören, wenn man auf den Gedanken kommen könnte, daß politisch motivierte Gewalt keine Frage von Rechts oder Links ist.


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