© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/06 15. September 2006

Adam im Erziehungsurlaub
Medienereignis: Bei der Präsentation von Eva Hermans "Eva-Prinzip" in Berlin blieb kein Stuhl leer
Anni Mursula

Als Eva Herman am vergangenen Donnerstag im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin ihr Buch "Das Eva-Prinzip - Für eine neue Weiblichkeit" erstmals der Öffentlichkeit präsentierte, war es bereits in vielen Medien vorab zitiert, rezensiert und nahezu einhellig verurteilt worden. Und das, obwohl kaum jemand das Buch gelesen haben konnte. Den meisten reichte der von Herman im Mai im Cicero veröffentliche Artikel "Die Emanzipation - ein Irrtum?" (JF 19/06), um den Stab über sie zu brechen. Darin hatte sie ihre provokanten Thesen vorgestellt und damit eine gewaltige Lawine ausgelöst: Feministinnen erklärten ihr den Krieg und beschimpften sie als Verräterin der Emanzipation. Eva Herman wurde in den Medien plakativ als naiv und dumm dargestellt, ihre Aussagen aus dem Kontext gerissen. Schließlich wurde ihr hämisch eine Doppelmoral vorgeworfen.

Aber negative Publizität ist schließlich auch Publizität, und so tummelten sich über hundert Journalisten bei der Buchvorstellung. Kamerateams standen sich gegenseitig im Weg, Fotografen kämpften um die besten Plätze, Journalisten saßen auf dem Boden, weil keine Stühle mehr frei waren.

Zwei männliche Journalisten amüsierten sich über die Vielzahl der anwesenden Kolleginnen: "Wir sind heute wohl in der Minderheit", scherzten sie. Dabei prahlten sie mit ihrer eigenen fortschrittlichen Einstellung: "Als meine Tochter geboren wurde, war ich ein halbes Jahr im Erziehungsurlaub", sagte der eine. "Es müssen heutzutage nicht die Frauen sein, die daheim bleiben", stimmte der andere ihm zu. Anschließend belächelten sie Hermans "rückwärtsgewandten" Thesen.

Als dann die Fragerunde eröffnet wurde, teilten sich die vermeintlich objektiv-neutralen Journalisten plötzlich in zwei Lager: Die einen attackierten Herman verbal, die anderen jubelten und klatschten ihr Beifall. Eine Journalistin sprang auf und fragte provokant: "Frau Herman, Sie sagen, daß Kind und Karriere nicht zusammenpassen. Wie können sie so etwas heute noch behaupten?" Herman erwiderte nur: "Haben Sie denn Kinder?" Die etwa vierzigjährige Journalistin gestand zerknirscht, daß sie keine habe. Im Saal brach Gelächter aus, und Eva Herman hatte gezeigt, daß in ihrem Buch mehr Wahrheit steckt, als ihren Kritikern lieb ist.


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