© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/06 29. September 2006

Frisch gepresst

Kulturkampf. Während in Dresden die Wiederaufbau-Kritiker am Tag der Frauenkirchen-Einweihung in fast bemitleidenswerter Verbitterung der massenhaften Begeisterung als Zaungäste beiwohnten, stellt sich die Rolle der Initiative zum Wiederaufbau der Leipziger Paulinerkirche völlig anders dar. Dietrich und Eckhard Koch, beide "Pro-Pauliner", haben in ihrer "Denkschrift zur Wiederaufbaudebatte Universitätskirche St. Pauli" den Verlauf der fast ein Jahrzehnt leidenschaftlich geführten, überregionalen Debatte nachgezeichnet, ob und wie die 1968 von den SED-Machthabern gesprengte Universitätskirche neu entstehen soll. Überdeutlich wird, daß das Engagement auf eine völlig andere politische Situation traf als in Dresden, schließlich ging es hier um die Überwindung einer Facette der DDR-Unkultur, bei der kein ähnlicher Konsens herzustellen war wie bei der Beseitigung von barocken Trümmern einer alliierten Bombardierung. So verwundert es auch nicht, daß die Ablehnung einer Rekonstruktion des mittelalterlichen Sakralbaus zugunsten eines avantgardistischen Entwurfs des niederländischen Architekten Erick van Egeraats erfolgte, den linke Aufbaukritiker noch als großzügigen Kompromiß gegenüber der "Restauration" verkaufen (Kulturkampf in Leipzig. Forum Verlag, Leipzig 2006, broschiert, 191 Seiten, 15,80 Euro).

 

Hochfinanz. "Das schrecklichste Ungeheuer, das die internationale Hochfinanz je schuf." Mit dieser ziemlich abgewogenen Einschätzung läßt der US-Publizist G. Edward Griffin gleich in der Unterzeile seines Buchtitels deutlich werden, daß ihm "leise Zwischentöne" fremd sind - zumindest wenn es um die US-Notenbank Federal Reserve geht, hinter der nach Griffin seit ihrer Gründung 1913 so ziemlich jede Bösartigkeit wie Kriege und Bolschewismus steckt, um die "Weltherrschaft" zu erlangen. Natürlich ließe sich manch Kritisches über die Macht und die Geldpolitik der "Fed" sagen, die - wie Griffin richtig bemerkt - eigentlich weder staatlich ist noch über wirkliche nennenswerte monetäre Reserven verfügt. Seinem Ritt gegen die US-Notenbank und die sie ursprünglich konstituierenden Hochfinanziers (Morgan, Rockefeller, Rothschild, Warburg und Kuhn-Loeb) haftet jedoch etwas Kreuzzughaftes an, mit dem Griffin das Bankensystem generell in Frage stellen will (Die Kreatur von Jekyll Island. Die US-Notenbank Federal Reserve. Jochen Kopp Verlag, Rottenburg 2006, gebunden, 672 Seiten, Abbildungen, 24,80 Euro).


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