© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/06 06. Oktober 2006

Andreas Krause Landt
Auf neuen Wegen
von Thorsten Thaler

Die Nachkriegszeit ist zu Ende, neue Probleme konfrontieren uns mit alten Fragen, vorzugsweise mit typisch deutschen, genauer: mit Fragen nach dem Zusammenhang von nationalsozialistischer Schuld und deutscher Nation. Beides zusammenzudenken, ist hierzulande - links wie rechts - noch immer die Ausnahme. Wer aus dem Kreislauf stets neuer, ewig gleicher Debatten zur Vergangenheitsbewältigung ausbricht, gerät schnell unter Generalverdacht; hier als Verharmloser des Holocaust, dort als Überwinder der Nation.

Einer, der die ausgetretenen Trampelpfade dieser Vergangenheitsdebatten verlassen will und nach neue Wegen sucht, ist der Journalist und Verleger Andreas Krause Landt. In einem bemerkenswerten Aufsatz in der Zeitschrift Merkur ("Holocaust und deutsche Frage") wandte er sich vor Jahresfrist gegen eine "Kultivierung des Schuldstolzes", plädierte für eine Emanzipation und Selbstbesinnung der Deutschen sowie für eine Politik nach den "Maßgaben des nationalen Interesses" (JF 51/05).

Mit seinem ebenfalls im vorigen Jahr neu gegründeten Landtverlag will der 1963 in Hamburg geborene Andreas Krause Landt nun von Berlin aus die passenden Bücher dazu präsentieren: Neues und Vergessenes zur Geschichte und Geistesgeschichte des 19. und 20. sowie zu den politischen und geistigen Herausforderungen des noch jungen 21. Jahrhunderts. Kürzlich sind, gerade rechtzeitig, die ersten vier Titel erschienen, mit denen sich der Verleger dieser Tage erstmals auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert.

Das Programm umfaßt einen Band über Kaiser Wilhelm II. im Urteil seiner Zeitgenossen, ein unveröffentlichtes Kafka-Manuskript des Religionshistorikers Hans-Joachim Schoeps aus dem Jahr 1935, "Der vergessene Gott", sowie einen Band mit Aufsätzen ("Troja hört nicht auf zu brennen") des Berliner Sozialphilosophen und geläuterten Altachtundsechzigers Peter Furth, bei dem Krause Landt studierte. Dazu kommt eine Neuausgabe der bisher nur mit viel Glück als vergilbtes Antiquariatsexemplar erhältlichen "Amerikafibel für erwachsene Deutsche" der 1975 verstorbenen Margret Boveri. Das 1946 erschienene Buch entwickelt in der Auseinandersetzung mit der US-Besatzungsmacht ein Nachkriegs- und Deutschlandbild ganz eigener Art (siehe Seite 15 dieser Ausgabe). Für das kommende Frühjahr sind unter anderem ein Buch von Martin Tielke über Ernst Jünger und Carl Schmitt im Dritten Reich ("Der stille Bürgerkrieg) sowie ein Reportageband von Heinrich Hauser ("Hitler gegen Deutschland") angekündigt.

Interesse und unbedingte Leidenschaft für Geschichte sind bei einem solchen Programm unverkennbar. Nicht von ungefähr hängt an der Wand im Büro des engagierten Jungverlegers ein Plakat mit einem Zitat von Friedrich dem Großen: "Es wird das Jahr stark und scharf hergehn - Aber man muß die Ohren steif halten und Jeder, der Ehre und Liebe für das Vaterland hat muß alles daran setzen."


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