© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/06 06. Oktober 2006

Frisch gepresst

Uwe Barschel. Als die Leiche des ehemaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel im Oktober 1987 in einem Genfer Hotel aufgefunden wurde, war schnell eine Erklärung zur Stelle: Der öffentlichen Lüge ("Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort") und dunkler politischer Machenschaften überführt, setzte der von Gram Erschütterte seinem Leben reuig ein Ende. Obwohl Angehörige dieses schwache Motiv immer bestritten und auch viele Merkwürdigkeiten ungeklärt blieben, ging "Barschels Selbstmord" in die Geschichtsbücher ein. Wolfram Baentsch, langjähriger Spiegel-Journalist und Chefredakteur der Wirtschaftswoche, hat aufgrund der Auswertung bis heute verschlossener Dokumente den Fall des damals 43 Jahre alten CDU-Politikers neu aufgerollt und mittels neuer Recherchewege den Nebel der "einzigartigen Desinformationskampagne" gelüftet. Er kommt zum haarsträubenden Ergebnis: Barschel wurde Opfer einer politischen Intrige mit internationalem Ausmaß (Der Doppelmord an Uwe Barschel. Die Fakten und Hintergründe. Herbig Verlag, München 2006, 317 Seiten, gebunden, Abbildungen, 22,90 Euro).

 

John F. Kennedy. Wer den Oliver-Stone-Film "JFK - Tatort Dallas" gesehen hat und bei der Beantwortung ermittlungstaktischer Fragen zum Mord am US-Präsidenten vom 22. November 1963 auch nicht recht weiterkam, wird durch die Enthüllung des Bremer Journalisten Wilfried Huismann bestimmt nicht glücklich werden. Denn nicht CIA, Mafia oder die Exilkubaner steckten hinter dem unaufgeklärtesten Attentat des letzten Jahrhunderts, sondern Fidel Castro persönlich flüsterte Lee Harvey Oswald den Mordbefehl ins Ohr. Zumindest stützt diese These der von Huismann aufgespürte Führungskader der kubanischen Geheimdienstes, Oscar Marino. Der größten Verschwörungstheorie vor dem " Rätsel 11. September" wird damit recht unspektakulär die Luft herausgelassen. Einzig die ungeklärten Frage nach der Zickzack-Ballistik der "zweiten Kugel", die Kennedy traf, läßt weiteren Versionen noch Raum (Rendezvous mit dem Tod. Warum John F. Kennedy sterben mußte. Pendo Verlag, München und Zürich 2006, gebunden, 246 Seiten, Abbildungen, 21,90 Euro).

 

Klassiker. Konrad Adam gehört zu den schärfsten Kritikern der deutschen Bildungspolitik der vergangenen Jahrzehnte. In mehreren Büchern und unzähligen Artikeln hat der frühere FAZ- und jetzige Welt-Redakteur immer wieder auch den Verlust der klassischen Bildung an Deutschlands Schulen als Grundübel der aktuellen Misere angeprangert. Im Buch "Die alten Griechen" (Rowohlt Verlag, Berlin 2006, 192 Seiten, gebunden, 16,90 Euro) widmet sich Adam nun voller Hingabe ebenjener Welt, die er als "Urzustand der europäischen Kultur" begreift, und empfiehlt die Beschäftigung mit ihr als Kontrastmittel zu einer "zeitgeistgerechten Erziehung". Das Studium der griechischen Antike, so ist Adam überzeugt, mache unabhängig von den Parolen des Augenblicks, "vielleicht sogar rebellisch gegen sie".


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